Kino

"Gewalt? Hinschauen!" – Die "Des Teufels Bad"-Macher Franz & Fiala im Gespräch

Das historische Depressionsdrama "Des Teufels Bad", ab heute im Kino, wartet nicht nur mit einer grandiosen Anja Plaschg auf, sondern auch mit Bildgewalt und Formenreichtum. Veronika Franz und Severin Fiala, das Autoren- und Regie-Duo, vermitteln im Interview Einblicke in ihre Arbeitsweisen.

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Sind Historienfilme in der Umsetzung nicht viel mühseliger als Gegenwartserzählungen?
Veronika Franz
Wir haben vor ein paar Jahren schon eine Art Vorstudie dazu inszeniert: den 2018 veröffentlichten Kurzfilm „Die Trud“. Das war gewissermaßen unsere Fingerübung dazu. Dabei entdeckten wir ein paar Fallstricke, es stellten sich Probleme, die man dringend umgehen oder vorab lösen muss. Aber das Schwierigste an einem solchen Projekt ist nicht die Umsetzung, sondern die Finanzierung, denn historische Filme kann man nicht in Österreich allein stemmen. Deshalb hat es auch zehn Jahre gedauert von der ersten Idee, als wir den Podcast der Historikerin Kathy Stuart zum Thema gehört hatten, bis zur Fertigstellung.
Severin Fiala
„Des Teufels Bad“ war eigentlich als unser Nachfolgefilm zu „Ich seh Ich seh“ geplant gewesen. Dann kam uns aber der Horrorfilm „The Lodge“ in die Quere, den wir in Kanada drehten, anschließend realisierten wir noch zwei Folgen für M. Night Shyamalans Serie „Servant“.
Franz
Als wir dann „Dies Teufels Bad“ vorbereiteten, wollten wir alles typisch Kostümfilmische, die Historienklischees vermeiden. Tanja Hausners Kostüme mussten etwa Fehler haben, weil Kleidung damals über Generationen weitergereicht wurde. Sie mussten also ein bisschen kaputt aussehen, zu groß oder zu klein sein, Löcher haben. Sie mussten gebraucht wirken.
Fiala
Es sollten eben keine Museumsstücke sein, sondern Alltagstextilien.
Ein Podcast initiierte Ihren Film?
Fiala
Ja, Kathy Stuart hatte im Sommer 2012 unter dem Titel „Loopholes“ (Schlupflöcher) eine Folge des Podcasts „This American Life“ veröffentlicht. Das Thema – Suizid über den Umweg eines Mordes – fanden wir faszinierend und schrieben Kathy Stuart an. Sie stellte uns sofort ihr gesamtes Material zur Verfügung. Das Drehbuch basiert auf zwei historischen Fällen, die wir von ihr bekamen. Wir blieben ziemlich nah an diesen Fällen.
Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.