Salzkammergut

Keramik und Kaisers Klo: Was salzt Gmunden?

Gmunden ist als Teil der Kulturhauptstadt Europas in große, beinahe historische Zusammenhänge geraten. Noch ist nicht ganz klar, was die Stadt damit anfangen soll.

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Diese Geschichte endet mit des Kaisers Klo. Sie beginnt mit einer Fahrt in der Tram. Fast sieht es so aus, als habe Gmunden alles Unansehnliche an die Ränder geschoben. Wie achtlos hingewürfelt wachsen rund um den Bahnhof unförmige Betonklötze aus dem Boden. Ein Sonnenstudio reiht sich an Tankstellen, das Einkaufszentrum versteckt sich hinter einem Wald von Steinstelen, als schäme es sich seiner eigenen Dürftigkeit. Das Betonwerk beim Bahnhof thront wie in einem Roman von Thomas Bernhard über zementgrauer Kulisse. Bernhard und Gmunden, das war viel Liebe und ein bisschen Abscheu. Der Schriftsteller starb 1989 in seiner Gmundner Wohnung; kurz zuvor hatte er in der „Salzkammergut-Zeitung“ seinen letzten Text veröffentlicht, einen Appell zum Erhalt der Traunsee-Tram, die noch immer vom Bahnhof ins Zentrum führt. In einer Zuschrift ließ Bernhard die Leserschaft wissen: „Gerade diese Straßenbahn ist eines der markantesten Wahrzeichen der Stadt, und ich benütze sie regelmäßig mit dem größten Vergnügen.“ Das Kulturhauptstadtjahr made in Gmunden lässt Thomas Bernhard links liegen, was zugleich von Mut und Leichtfertigkeit zeugt. Jetzt aber Abfahrt Richtung Zentrum. Die Tram ruckelt vom Bahnhof hin zur ersten Kulturhauptstadtstation.

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.