Hip-Hop-Duo EsRAP: Versöhnung in 1160 Wien
Die großen Fragen von heute und morgen: Wie werden wir nach der Pandemie als Gesellschaft wieder zusammenfinden? Wie umgehen mit Alltagsrassismus im Grätzl? Wie bedrohen die Hitzesommer den sozialen Frieden? Und: Kann uns am Ende doch nur die Popmusik retten? Um die Welt der Zwei-Millionen-Stadt Wien besser verstehen zu können, kann man natürlich von Bezirk zu Bezirk tingeln – oder beim Geschwisterpaar Esra und Enes Özmen nachhören. Das Ottakringer Hip-Hop-Duo EsRAP, Austrotürken in dritter Generation, schafft es seit dem Debüt „Tschuschistan“ (2019), nicht nur Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden, sondern bietet auch ein Ventil für die Wut und die Ungerechtigkeiten jenseits dessen, was lost in translation erscheint. Heute weiß das Duo: Rapmusik bedeutet auch 2022 noch Widerstand, man sollte aber in Zeiten wie diesen einander auch die Hände reichen.
Mit „Mamafih“ wagt sich EsRAP nun aus ihrer Komfortzone in 1160, findet Reime und Beats, die wohl von Klagenfurt bis Bregenz und von Berlin bis Istanbul funktionieren; dafür erweitern die beiden ihren musikalischen Horizont, spielen mit House- und Trap-Elementen und stellen ihre türkischen Wurzeln, das Arabeske, in die Auslage. Wenn Popmusik schon nicht die Welt rettet, kommt sie uns hier zumindest mit einem Versöhnungsangebot entgegen. Wir sollten es annehmen.
Von RAF Camora über „Squid Game“ bis Adele: Alle Aufgedreht-Kolumnen lesen Sie unter profil.at/aufgedreht.
Jetzt auf Spotify: Die Songs der Woche von Lena Leibetseder und Philip Dulle in der Aufgedreht-Playlist. Jeden Freitag neu.