Computerkunst

Zweites Leben für „Milos“ und „Nena“ in der U-Bahnstation am Wiener Schottentor

Der Linzer Hofstetter Kurt ist ein Pionier der Computerkunst mit Millionenpublikum. Seine bekannteste Installation wechselt an einen prominenten neuen Standort.

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Vor einigen Jahren wurde Hof-stetter Kurt brüsk eines Besseren belehrt. Damals reichte er eine seiner Ideen für einen Wettbewerb im öffentlichen Raum ein, mit dezenter Zusatzinfo: Er sei, schrieb Hof-stetter, der Erfinder der Installation „Einen Augenblick Zeit“, jener beiden großen Monitoraugen, die ab 1994 die Ab- und Anreisenden auf den Rollbahnen von und zu den Bahnsteigen am ehemaligen Wiener Südbahnhof begrüßten beziehungsweise verabschiedeten.

Er, Hofstetter, solle doch keinen Unsinn erzählen, beschied wiederum der Vorsitzende der Jury kategorisch: Wenn Hofstetter tatsächlich der Schöpfer von „Einen Augenblick Zeit“ wäre, wüsste er, der namhafte Begutachter, darüber selbstverständlich Bescheid.

Hofstetter reagierte auf seine ganz eigene Art. Er publizierte 2004 das Bändchen „Einen Augenblick Zeit – Parallaxe“, in dem 60 Künstlerinnen und Künstler Loblieder auf das flirrende Augenspiel anstimmten, bei dem die beiden Halbkugelschalen aus Edelstahl, unaufhörlich und durch Zufall gesteuert, die Uhrzeit über die Fahrtreppen hinweg einander zuwarfen. Der Südbahnhof wurde 2009 abgerissen. Nach mehreren Standortwechseln – unter anderem im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien – wird der Video-Computer-Kunstinstallation nun in der U-Bahnstation am Schottentor, einem der meistfrequentierten Orte des öffentlichen Verkehrs in Wien, neues Leben eingehaucht.

Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.