Lady Gaga als Patrizia Reggiani und Adam Driver als Maurizio Gucci in "House of Gucci"
Film

"House of Gucci": „Do not a call me a crrrretino, sweetiee“

Der im Vorfeld meist gehypte Film des Jahres entpuppt sich als langweilige Mogelpackung: In „House of Gucci“ werden Italo-Klischees ins Unerträgliche strapaziert.

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Prinzipiell hätte es das Schauvergnügen für Glamour-Junkies, Freude des gehobenen Boulevard-Dramas und Fashion-Victims werden können: „House of Gucci, Ridley Scotts lange erwartete Verfilmung des Mordkomplotts in der  dysfunktionalen Modedynastie, trug alle Ingridienzien, die Unterhaltung heiß macht: Eine Haute Couture-Cast mit Lady Gaga in der Rolle der gierigen „social climberin Patrizia Reggiani, der sonst so intensive Adam Driver als  farbloser Softie Maurizio Gucci; Jeremy Irons und Al Pacino in den Parts der Patriarchen des Clans, sowie Millenials-Schwarm Jared Leto als so talentloser wie trauriger Versager Paolo Gucci.

Besonders Leto überzeichnet über die Grenzen des Erträglichen seine Rolle zur Schießbudenfigur und mutiert zur Parodie einer Schablone, in der alle erdenklichen Klischees über schwule Männer und Italiener verquirlt werden. Der Rest der Cast tourt in ähnlichen Gewässern. Vor allem sind die italienischen Akzente der in der Originalversion Englisch sprechenden Schauspieler mit ihren „rrrrrrr-Offensive eins:  so lächerlich, dass man irgendwann nur mehr entnervt ist. Die Qualität der Dialoge deprimiert zusätzlich: Sätze wie „Do not call a me a crreetino, sweetie haben bestenfalls Telenovela-Niveau.

Dass Ridley Scott, der mit Filmen wie „Blade Runner und „Thelma & Louise Kinogeschichte inszenierte, seinen Schauspieler – bis auf Lady Gaga in wenigen Momenten – keine emotionalen Wahrhaftigkeiten abzuverlangen in der Lage ist, erstaunt.

Die Stars outrieren fröhlich und unkontrolliert vor sich hin. Äußerst schwach gestaltet sich auch das Drehbuch: Während das Leben ein Script schrieb, das irgendwo zwischen Euripides, Shakespeare, Hitchcock „Succession und „Dynastie einzuordnen ist, schafften die Gestalter des Film-Drehbuchs Becky Johnston und Roberto Bentivegna nur ein mattes Stationendrama, in dem sich Mitglieder der Familie Gucci in unterschiedlicher Intensität an unterschiedlichen Orten anplärren. Allein die Schauplätze mit ihren Superluxusdomizilen am Como-See, in St. Moritz oder New York und der 1970-er und 1980-er Look des tragischen Prinzenpaars entschädigen einen Hauch für zweieinhalb ermüdende Stunden.    

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort