Kino

Blaue Stunde: In dem Film „bluish“ werden Raum, Zeit und Gefühl neu gemischt

Der zweite Film des Wiener Regie-Duos Lilith Kraxner und Milena Czernovsky ist eine spielerische Meditation über den Kunstbetrieb. Nun läuft der globale Festivalerfolg „bluish“ auch in Österreichs Kinos.

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Erst als sie ihren Film finalisierten, fiel den Regisseurinnen auf, dass sich da erstaunlich viel Blau in den Bildern und Stimmungen ihres Werks fand: eine an Traurigkeit grenzende Versunkenheit, irgendwo zwischen Miles Davis’ introvertiertem „Kind of Blue“ und Yves Kleins hypnotischem Ultramarinblau – überall, im Winterlicht einer anonymen Stadt, in den Pools der öffentlichen Badeanstalten, im Nagellack, den eine der Protagonistinnen trägt. Eines Nachts träumte Milena Czernovsky diesen Begriff, mitten in der langwierigen Suche nach einem passenden Titel für jenen Film, den sie gemeinsam mit Lilith Kraxner hergestellt hatte: „bluish“ musste er heißen, seiner unbestreitbar bläulichen Qualität wegen.

Der Titel erwies sich als perfekt, um das existenzielle Dazwischen, die Ungewissheit der Gefühle zu benennen, von denen der – nach „Beatrix“ (2021) – zweite Spielfilm des Duos berichtet. Zwei stille junge Frauen werden in „bluish“ in den Blick genommen, abgeklärt und insistierend zugleich, der Alltag zweier an den Rändern des Kunstbetriebs arbeitender Kreativer, gespielt von zwei nichtprofessionellen Darstellerinnen, den Künstlerinnen Leonie Bramberger und Natasha Goncharova.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.