"Hell or High Water“: Staub und Hitze
Wild ist der Westen in Texas immer noch. Der Staub, der durch die Straßen weht, ruft wie das gleißende Licht, das auf die Häuser fällt, die gute alte Zeit des Western wach. Hier herrscht noch immer, auch im 21. Jahrhundert, das Gesetz des Stärkeren; nur ist der Stärkere hier nicht mehr derjenige, der schneller zieht oder die besseren Nerven hat, sondern der, der die Finanzen kontrolliert.
Frustrierte Brüder
Der Kapitalismus hat auch die armen Farmer in West-Texas fest im Griff. Zwei von ihnen, zwei von den ärmlichen Verhältnissen, in denen ihre Familien leben müssen, frustrierte Brüder, gespielt von Chris Pine und Ben Foster, beschließen hier, jene Banken zu überfallen, die ihnen das Leben zur Hölle gemacht, sie hoch verschuldet haben. Der eine der Brüder agiert ruhig und überlegt, der andere mehr als ein bisschen psychopathologisch: So kommen im Zuge der Überfälle bald Unschuldige zu Schaden, und der knorrige Jeff Bridges nimmt als alternder Texas Ranger in aller Ruhe die Ermittlungen auf, bis über den blutigen Showdown hinaus, bis zum kühlen Postskriptum, in dem eine Debatte geführt wird, die viel von der ambivalenten Moral dieser Erzählung auf den Punkt zu bringen weiß.
Musik von Nick Cave und Warren Ellis
Der Titel verweist auf eine Redewendung, die auf Kompromisslosigkeit und Unausweichlichkeit anspielt. So hängt der Schatten von Bonnie & Clyde über "Hell or High Water“ - und die stilsichere Musik von Nick Cave und Warren Ellis begleitet das tadellose Schauspiel, die raffinierten Dialoge und eine durchwegs packende Inszenierung.