Neues Album von Deafheaven: Lebensabschnittsband
Wer soll sich das alles anhören? Über 60.000 neue Songs werden jeden Tag bei Spotify hochgeladen. Dies gab der schwedische Streaming-Riese Anfang des Jahres bekannt. Und dann gibt es diese wenigen Lieder, die gefühlt für immer bleiben. Rückblick Frühsommer 2013: Drei traurige bis wütende Mittzwanziger aus San Francisco veröffentlichen unter dem Band-Pseudonym Deafheaven ihr zweites Album „Sunbather“ und den wegweisenden Songmonolithen „Dream House“. In neun Minuten und 14 Sekunden wurde hier diese besondere Mischung aus skandinavischem (Black) Metal, Shoegaze und Postrock entfaltet, die alle gängigen Genres zu sprengen schien. Ein moderner Klassiker. Für mich: ein Lebensabschnittsalbum.
2021, zwei Alben, Personalrochaden und einen Umzug nach Los Angeles später, hat sich die Herzensband um Sänger George Clark und Kreativkopf Kerry McCoy fast gänzlich von ihren härteren Metal-Anfängen entfernt. „Infinite Granite“, das dieser Tage erscheint, ist mit schnöden Stilbeschreibungen kaum zu fassen. Als Hörer lässt man sich lieber reinfallen in diesen Emotionsstrom aus Indiegitarren („In Blur“), Dreampop („Other Language“) und Ambient-Sounds („Naptune Raining Diamonds“), ein Album, das ein Gefühl dafür vermittelt, wie sich das mit der Liebe und dem Schmerz, der Freude und der Angst in dieser post-pandemischen Zeit verhält. Ein unwiderstehliches Popalbum.
Jetzt auf Spotify: Die Songs der Woche von Lena Leibetseder und Philip Dulle in der Aufgedreht-Playlist. Jeden Freitag neu.