Intervention jetzt! Hans Haackes Politkunst im Belvedere 21
Die inneren Zusammenhänge zwischen Kunst, Kapital, Geschichte und Politik legt der Konzeptkünstler Hans Haacke seit gut 65 Jahren offen – in Objekten, Fotoserien, Plakaten, Installationen und Texttafeln. Die im Belvedere 21 ihm nun geltende Retrospektive (zu sehen bis 9. Juni) spannt den Bogen von frühen Werken wie den 1959 entstandenen „Fotonotizen“ zur documenta 2 über physikalisch-ökologische Interventionen bis zu rezenten Arbeiten (etwa einer digitalen BesucherInnen-Befragung, die der Künstler erst vor wenigen Wochen entworfen hat).
Malerei hat der Kölner Hans Haacke ursprünglich studiert (und wie sehr er sein Handwerk beherrschte, zeigt ein ironisch pathetisiertes Ronald-Reagan-Gemälde in dieser Schau), aber schon früh begann er, sich mit anderen Mitteln um drängende gesellschaftliche Fragen zu kümmern. Als einer der Pioniere der Institutionskritik nahm er sich – mit dem ihm eigenen faktennahen Sarkasmus – stets auch den Kunstbetrieb vor. Dabei ist er bisweilen nah am investigativen Journalismus; allerdings trägt Haacke keine geheimen, sondern stets öffentlich verfügbare Informationen zusammen, um diese zur weiteren Analyse zur Debatte zu stellen.
Seiner Werkschau, die in Kooperation mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt entstand, wo sie in etwas anderer Form bereits zu sehen war, muss der seit Jahrzehnten in New York lebende 88-Jährige aus gesundheitlichen Gründen leider fern bleiben. Er habe aber, sagt die Kuratorin der Schau, Luisa Ziaja, an der Ausstellungskonzeption telefonisch intensiv mitgewirkt. Tatsächlich sind in Wien nun, auf Haackes Wunsch hin, etliche österreichspezifische Arbeiten zu sehen: eine Freilegung des nationalsozialistischen Kerns der 2001 gebildeten schwarz-blauen Regierung ebenso wie die Dokumentation seines 1988 heftig umstrittenen Grazer Gegenmonuments zu einer NS-„Totengedenkfeier“ von 1938.