Gegenwärtige Geister

Japannual-Festival: Gegenwärtige Geister

Die zweite Ausgabe des Wiener Japannual-Festivals.

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Deutlich vergrößert zeigt sich die zweite Ausgabe der im Vorjahr ins Leben gerufenen Japanischen Filmtage. Das motivisch und formal breitgefächerte Gegenwartskino des Inselstaats wird dabei gegen ausgewählte historische Positionen (kuratiert von Claudia Siefen) gehalten; unter den 22 Kino-Aktualitäten finden sich Familiendramen, Martial-Arts-Schocker, Liebeskomödien, Politsatiren, Dokumentarfilme und Anime-Surrealismus. Regie-Prominenz wie Shinya Tsukamoto, dessen Samurai-Reißer „Killing“ (siehe Foto) vor drei Wochen erst beim Filmfest in Venedig uraufgeführt wurde und nun erstmals auch in Österreich gezeigt wird, trifft da auf Filmemacherinnen wie die junge Yui Kiyohara („Our House“), die hierzulande kaum bekannt sind, deren präzise inszenierten Arbeiten aber jedenfalls lohnend erscheinen.

Vier Filme der Schauspielerin Kinuyo Tanaka aus den 1950er-Jahren werden am 3. und 4. Oktober im Blickle-Kino des Belvedere 21 gezeigt – neben zwei der sechs Regiearbeiten Tanakas auch zwei späte Werke Kenji Mizoguchis (sein berühmtes mittelalterliches Trauerspiel „Sanshô dayû“ sowie die epochale Kriegs- und Geistergeschichte „Ugetsu monogatari“), in denen der Filmstar tragende Rollen verkörpert.

Ein Programm mit acht teils handgemacht-abstrakten, teils dokumentarischen Avantgardefilmen des Künstlers Goh Harada wird am 5. Oktober im Metro-Kino präsentiert – in Anwesenheit des aus Tokio stammenden Regisseurs, der in den 1990er-Jahren an der Frankfurter Städelschule bei Peter Kubelka studiert hat.

Japannual 2018: 1. bis 7. Oktober, Filmcasino Wien. Zusätzliche Screenings im Blickle-Kino (Belvedere 21) und im Metro.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.