Bericht aus einem Land namens Auschwitz
Die „Hölle“, als die das Vernichtungslager Auschwitz und zahllose weitere NS-Menschenmordstätten oft bezeichnet werden, muss immer wieder ausbuchstabiert werden. Verheerend peinigende Erinnerung, Wort für Wort: Diesen Versuch eines Rückblicks auf das Grauen unternimmt auch der ungarische KZ-Überlebende, Journalist und Autor József
Debreczeni in seinem Augenzeugenbericht „Kaltes Krematorium“, der 70 Jahre nach seiner Erstpublikation jetzt erstmals auch auf Deutsch erscheint. Debreczeni (1905–1978) durchlitt ab April 1944 Auschwitz, Außenstellen des Konzentrationslagers Groß-Rosen und wurde Anfang Mai im KZ-Außenlager Dörnhau befreit.
„Bericht aus dem Land namens Auschwitz“, so lautet der Untertitel von „Kaltes Krematorium“. Der Häftling mit der Nummer 33031, zu dem der ungarische Jude von der NS-Maschinerie entmenschlicht wurde, beschreibt den quälenden Hunger, den Hass und die Feindseligkeit der Inhaftierten untereinander; das Morden der Herrenmenschen und die Nächte in der Baracke neben den Toten. Er erzählt von Kleiderfetzen, die Eigenleben zu entwickeln scheinen: „Die Hose und die Jacke bewegen sich von dem Gewimmel Tausender Läuse. Sie zu zerdrücken ist aussichtslos, in letzter Zeit versuchen wir es schon gar nicht mehr.“
Debreczeni setzt sich nach dem Krieg als erfahrener Journalist und Romanautor an seine Kartografie von „Auschwitzland“: „ein Marktplatz, ein Friedhof, eine Latrine und ein Schafott: die zentralen Orte der Todesstädte“. In weitestem Sinn literarisch, gar romanhaft gerät „Kaltes Krematorium“ dem Autor dabei nie; Debreczenis Beobachtungen liefern am Ende jenes Rauschen, das die unabwendbare Stille und unmögliche Nachvollziehbarkeit des Grauens der NS-Vernichtungslager zumindest dieses Buch lang überdecken kann: „Krepieren kann man daran, es beschreiben nicht.“