Julien Baker, Phoebe Bridgers, Lucy Dacus sind Boygenius: Heilsbringerinnen
Die Popkultur ist eine ewige Zeitmaschine: Sie lotet die Gegenwart aus, blickt gern nostalgisch auf alte Heldinnen zurück und weiß schon heute, wie die Zukunft klingen und aussehen wird. Und manchmal, wenn die Popsterne günstig stehen, kommt all dies zusammen. Die US-Musikerinnen Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus haben sich für ihr Supergroup-Projekt Boygenius für das Magazin „Rolling Stone“ in alter Nirvana-Manier ablichten lassen (siehe die Ausgaben von heute und vom Jänner 1994). Denn natürlich wissen die Twentysomething-Musikerinnen, dass gute Popmusik immer auch eine Variation bereits erschienener Musik ist – und dass Kurt Cobain, Krist Novoselic und Dave Grohl ihr Fotoshooting (schwarzer Anzug, Lackschuhe, rote Krawatte) wahrscheinlich auch ein wenig peinlich war (Headline: „Success doesn’t suck“).
Die drei neuen Indierock-Hymnen, die jetzt als Vorboten für das im März erscheinende Album veröffentlicht wurden, zeigen einmal mehr, dass sich die drei Frauen endlich dieselbe Anerkennung wünschen wie ihre männlichen Kollegen. So konterkariert ihr Bandname nicht nur die (Musiker-)Typen, die für jede Songidee als Heilsbringer verehrt werden; bereits das Cover ihrer Debüt-EP (2018) zitiert die Folk-Supergroup Crosby, Stills and Nash von 1969. Ihr neues Album nennen Baker, Bridgers und Dacus jetzt schlicht und folgerichtig „The Record“. Es wird so schnell kein wichtigeres erscheinen.
Jetzt auf Spotify: Die Songs der Woche von Lena Leibetseder und Philip Dulle in der Aufgedreht-Playlist. Jeden Freitag neu.