Anonymität & Erbschaftsstreit

Juristische Querelen um ein Cranach-Gemälde

Juristische Querelen um ein Cranach-Gemälde.

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Unter dem Titel „Das Madonna-Mysterium“ berichtete profil in seiner Ausgabe von 26. März über ein Gemälde mit dem Titel „Madonna mit Kind und Johannesknaben“ von Lucas Cranach dem Älteren, das bis dato unbekannt war und am 24. April im Wiener Auktionshaus „Im Kinsky“ versteigert werden soll. Die zuständige Expertin Kareen Schmid schätzte das Bild auf 350.000 bis 700.000 Euro. Seit 1920 befand es sich dem Auktionshaus zufolge in Familienbesitz; der Einbringer (oder die Einbringerin) wollte indes – durchaus nicht unüblich – anonym bleiben.

Ein 74-jähriger Österreicher, Hans Jürgen Kronberger, wurde durch den profil-Artikel auf die Versteigerung aufmerksam. Er behauptet, Ansprüche auf das Werk zu haben und will nun per Anwalt dessen Versteigerung verhindern. Der Cranach sei in Besitz seiner Mutter gewesen und habe bis vor zwei Jahren in deren Haus in der Weststeiermark eine Wand geschmückt. Allerdings soll sich dieser Darstellung zufolge Kronbergers Schwester des gesamten Erbes bemächtigt haben. Der Grazer Anwalt Alexander Singer hält es für möglich, dass sein Mandant vom Verlassenschaftsverfahren nicht verständigt wurde. Zudem sei er von seiner Schwester nach dem Tod der Mutter, die 2016 in Frankreich starb, zum Erbverzicht aufgefordert worden. Als Kronberger das Auktionshaus kontaktierte, habe man auf die zugesicherte Anonymität der Einbringer verwiesen.

Michael Kovacek, Geschäftsführer des Auktionshauses Im Kinsky, braucht nur einen Satz, um den Verdacht zu entkräften: Das Bild stamme keineswegs aus der Steiermark, sondern aus Niederösterreich, schließlich habe es sich „seit ewigen Zeiten“ in einem Haus in Perchtoldsdorf befunden. Das teilte Kareen Schmid Singers Mandanten bereits in der Vorwoche mit. Gegen den Verdacht spricht auch, dass das Gemälde, das nun versteigert wird, erst kürzlich Cranach zugeschrieben wurde und unpubliziert ist. Die Auktionatoren sehen den Dingen gelassen entgegen: „Mit unserem Bild hat das alles überhaupt nichts zu tun“, so Kovacek.

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Bild aus der Auktion zurückgezogen wird, tendiert wohl gegen Null.

Nina   Schedlmayer

Nina Schedlmayer