Justin Bieber und Spotify Wrapped: Digitale Selbstkonstruktion
Justin Bieber hat den Thron zurückerobert. Aktuell hat das 27-jährige Teenie-Idol von einst die meisten monatlichen Hörer:innen auf Spotify – und schlägt damit Musikerinnen wie Adele oder Taylor Swift, die erst unlängst neue Alben vorgelegt haben.
Das führt uns zu #SpotifyWrapped, der personalisierten Jahresstatistik über das individuelle Hörverhalten, denn auch hier wird Bieber mit seinem aktuellen Streaming-Hit „Wandered to LA“ mehr als eine lobende Erwähnung erhalten. In Österreich ist Bieber laut Spotify Wrapped der am fünftmeist-gestreamte Künstler - den ersten Platz belegt hierzulande übrigens der Rapper RAF Camora.
Für den schwedischen Streaming-Giganten, der die Arbeit der Kreativen notorisch schlecht entlohnt, sind die Jahrescharts vor allem ein kostenloses und potentes Werbe-Tool. Der Clou: Spotify spielt die personalisierten Jahrescharts in teilfertigen, Social-Media-gerechten Storys aus und bedient so den Selbstdarstellungsdrang der Generation TikTok/Instagram. Das Musikhören wird zum öffentlichen Akt mit Distinktionsgewinn (Was würde Kurt Cobain zum Genre Bubblegrunge sagen?), die Statistik zum wirkmächtigen Baustein in der digitalen Selbstkonstruktion. Was früher das angesagte Bandshirt war, ist heute die richtige Streaming-Statistik; kennen Sie Ihre geheime Audio-Aura? Und was waren Ihre meistgestreamten Bands?
Lena Leibetseder verbrachte einen Gutteil ihres Jahres mit den Eurovision-Italo-Rockern von Måneskin, Philip Dulle mit den kalifornischen Flowerpower-Idolen Grateful Dead. Deutungsversuche gerne an [email protected]
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