Kino: In Dystopia
In der Melancholie steckt Kampfgeist, aus der Trauer über die künftigen Verhältnisse wächst der Wille zur Revolte gegen den drohenden Untergang. Jene 21 Kinoarbeiten, die das Österreichische Filmmuseum in seiner Retrospektive "Triste Technik“ (zu sehen bis 5.1.) aufbietet, veranschaulichen die paradoxen ökopolitischen Stimmungslagen nach 1968: die wachsende Depression einer gedankenlos der Apokalypse entgegen stolpernden Gesellschaft, aber auch der intakte Glaube an die Möglichkeit sozialer Kehrtwendungen durch Widerstand und wissenschaftlichen Fortschritt. Die Theoretikerin Katherina T. Zakravsky, die sich mit der dynamisierenden Tristesse des Science-fiction-Genres länger schon befasst, hat diese Schau in Zusammenarbeit mit dem Architekturzentrum Wien kuratiert. Zeitlich ist das Programm zwischen 1968 und 1983 aufgespannt, zwischen Stanley Kubricks psycho-philosophischer Space-Allegorie "2001“ und David Cronenbergs medienkritischem Post-Punk-Schocker "Videodrome“ (1983). Der ästhetische Erfindungsreichtum ist das Gegenmittel zum verabreichten Pessimismus: John Carpenter hat seine niedergeschlagene Weltalloper "Dark Star“ (1974) zum skurrilen Hippie-Eremiten-Drama, zur Low-Tech-Travestie von "2001“ ausgebaut. Um industriellen Kannibalismus kreist Richard Fleischers dunkle Totalitarismusstudie "Soylent Green“ (1973), während sich posthumane Dystopien wie Douglas Trumbulls "Silent Running“ (1972) auf das (pflanzliche) Leben im All nach dem Ende der Welt konzentrieren. Die ersten beiden Kinoarbeiten des Techno-Futuristen und Bestseller-Autors Michael Crichton sind hier ebenfalls zu entdecken: "Westworld“ (1973) und "Coma“ (1978) berichten von den Entgleisungen der radikalen Vergnügungskultur und den Machenschaften eines mörderischen Gesundheitssystems.