Knalltüten und Anarchisten: Die Comics für den Sommer
Es ist endlich Urlaubszeit. Und ja, am Strand, am See, am Schotterteich lässt es sich gemütlich lesen. Und ja, das ist eine gute Zeit, um wichtige, spannende, dicke Bücher zu lesen, die sich sonst nie ausgehen. Zum Beispiel das grandiose Buch "Die Schlafwandler" des Historikers Christopher Clark über den Ersten Weltkrieg. Oder Donna Tartts Pulitzer-Preis-Buch "Distelfink". Oder Robert Hilburns Biografie über Johnny Cash. Gute, mitreißende, kluge Bücher.
Und dann gibt es noch Bücher wie Clever & Smart. Sinnlose, affige, semi-lustige Geschichten, die von zwei Agenten erzählen, die von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen hüpfen und zwischendurch die Welt retten. Der Carlsen Verlag hat die Ausgaben des legendären Comics des spanischen Illustrators Francisco Ibáñez wieder aufgelegt. Fred Clever und Jeff Smart stolpern darin durch Geschichten mit Namen wie "Keine Angst, wir retten die Welt", "Wir bringen Nachschub für den Knast" und "Die Asphalt-Safari". Das ist oft zum Schmunzeln, sprachlich manchmal holprig, aber immer derart blöd, dass die Comics als ideale Sommerlektüre dienen. Denn die restliche Zeit des Jahres ist eh ernst genug.
Irgendwo zwischen dem Ernst des Alltags und der Leichtigkeit des Sommers liegt das Leben des deutschen Anarchisten Erich Mühsam (1878-1934). Basierend auf den Tagebüchern Mühsams zeichnet der Schweizer Illustrator Jan Bachmann den Aufenthalt Mühsams in einem Sanatorium im Herbst 1910 nach. Er tut das humor- und liebevoll, mit einem emphatischen Blick auf den neurotischen Anarchisten, der versucht, mit seinen Gedichten die Aufmerksamkeit der Frauen zu gewinnen und seine paternalistische Familie auf Distanz zu halten. Der "Anarchist in Anführunsgzeichen", wie sich Mühsam selbst bezeichnet hat, überzeugt dabei nicht nur durch seine gelungenen Illustrationen, sondern ist auch ein guter Begleiter durch die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Politische Salons, gesellschaftliche Ideen und Bobo-Leben bei Wein und Tabak bestimmen die Seiten. In seinem späteren Leben wurde es für Mühsam allerdings ungemütlicher: Kurz nach der Machtergreifung der Nazis 1933 wurde er von der SA verhaftet und 1934 im KZ Oranienburg umgebracht.