König Kunterbunt: Das neue Elvis-Biopic von Baz Luhrmann

Baz Luhrmann orchestriert in "Elvis" einen strapaziösen Rock'n'Roll-Kinokarneval, ohne seinen mythischen Helden zu fassen zu kriegen.

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Er habe kein Elvis-Biopic drehen wollen, wird der australische Regisseur Baz Luhrmann in Interviews nicht müde zu betonen; er habe keineswegs die Lebensgeschichte des tragischen Rock'n'Roll-Helden verfilmen, sondern etwas naturgemäß viel Interessanteres herstellen wollen: eine Superheldenstory nämlich, ein Shakespeare-Königsdrama oder auch ein Amerikaporträt des mittleren 20. Jahrhunderts. Dies alles ist jedenfalls nicht geglückt, denn Luhrmanns "Elvis" ist sogar ein sehr typisches Biopic geworden, das dramaturgisch ganz konventionell von der Wiege zur Bahre führt; unüblich mögen daran allein der für diesen Filmemacher so charakteristische Bombast, das Reißerische seiner Schnittfolgen sein. Und klar, aufbereitet ist diese Erzählung vom Schockrock und der öffentlichen Moral, wie es gerade sehr modern ist, als surrealer Fiebertraum mit absolut gegenwärtig klingender, fett produzierter Musik.

Austin Butler stellt den King sympathisch dar, kommt ihm vokal erstaunlich nahe. Der eigentliche Hauptdarsteller ist aber leider Tom Hanks: Er gibt dem Affen als halbseidener Elvis-Manager Colonel Tom Parker (eigentlich: Dries van Kuijk) mit gefälschtem Akzent und entstellenden Gesichtsinterventionen dermaßen viel Zucker, dass die Erzählung darüber ins Stocken gerät, als wunderte sie sich selbst über dieses Maß an Overacting. Und Luhrmann, Spezialist für Tanz & Theatralik ("Strictly Ballroom"; "Moulin Rouge") sowie historische Breitwandgemälde ("Australia"; "Der große Gatsby"), tut, was er immer tut: Er lässt nicht locker, dynamisiert verbissen – zu viel, zu laut, zu schnell, zu aufdringlich. Elvis has left the building.