Kultur

Hat das Salzkammergut seine Chance als Europas Kulturhauptstadt genutzt?

Mit dem Salzkammergut wurde 2024 erstmals eine ländliche Region zu Europas Kulturhauptstadt gekürt.

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Sie ist bis zuletzt nicht zu fassen. Man konnte die Kulturhauptstadt Salzkammergut nicht besuchen, wie man italienische Kleinstädte besichtigt, man konnte sie nicht begehen wie die Athener Akropolis. Das Finale des Unternehmens „Salzkammergut 2024“, für das sich 23 Gemeinden der Region zur europäischen Kulturhauptstadt zusammentaten, rückt indes mit Jahresende unwiderruflich näher.

Das Salzkammergut als Kulturhauptstadt war ein Unterfangen vieler Pros und Kontras, zugleich ein Volkskulturtheaterstück, bei dem das Volk bisweilen nur widerwillig mitgespielt hat. Mit einem Open Call sollten heimische Kulturschaffende von Anfang an eingebunden werden, was zum geringsten Teil gelang. Mehr als 1000 Vorschläge trudelten beim umstrittenen Open Call ein, über 900 wurden abgelehnt, was gleich zu Beginn massig Groll erzeugte.

Viele Annäherungen an die Frage, ob der Versuch schließlich geglückt sei, in der seit knapp 40-jährigen Kulturhauptstadt-Geschichte erstmals eine ländliche Region mit dem Jahrestitel zu küren, holen zu komplizierten Antworten aus, in denen beides steckt: ja und nein. Zu erleben waren Ausstellungen, Theater- und Opernaufführungen, Lesungen sowie zahllose weitere Projekte zwischen Diskurs und Disco, Maschinenorchester und Poesie-Automaten, Zeitreisen in die nationalsozialistische Vergangenheit und Weitwanderexkursionen über Almen und Steinwüsten. 200 Projekte und 100 sogenannte assoziierte Vorhaben wurden von 2800 Projektbeteiligten sowie Künstlerinnen und Künstlern aus 73 Ländern realisiert. Das Hauptstadtjahr zeichnete der unschlagbare Vorteil des Entdeckens, das Glück des Kulturaugenblicks aus.

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.