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Konzertmanager Edek Bartz: „Der einzige Mensch, der in Wien was für Musik tut“

Der Musiker und Kulturmanager Edek Bartz erinnert sich an sein Leben zwischen Pioniergeist und Weltstars. Begegnung mit einem Tausendsassa.

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Dass es nun interessant werde, das sagt Edek Bartz nicht nur so dahin. Die Geschichte mit Falco zum Beispiel. Osaka im Jahr 1986, die Japan-Tournee des Wiener Musikers. Bartz hatte als Tourmanager alle Hände voll zu tun, um den Sänger von der Flasche fernzuhalten, ihn fit für die Bühne zu machen. Vor dem ausverkauften Saal in Osaka flüchtete Falco dennoch panisch in Bartz’ Arme. „Er klagte, dass er Visionen hätte“, erinnert sich Bartz. „Er meinte, er sehe im Publikum lauter Doppelgänger, lauter Falcos, was entsetzlich sei.“ Bartz war auch in diesem Fall um keinen guten Rat verlegen: „In Japan kommen viele Fans angezogen wie der jeweilige Künstler zu Konzerten. Alle kamen als Falcos, mit nach hinten gegelten Haaren, Ray-Ban-Brille, dunklem Sakko. Falco sah lauter Doppelgänger vor sich sitzen und fürchtete, er sei nicht mehr ganz bei Trost.“ Erzählen ist Bartz’ Gabe. Präsenz und Dringlichkeit werden von Witz und unerwarteten Wendungen erhellt.

Die Osaka-Anekdote hat es am Ende nicht in das Buch „‚Interessant, du, faktisch …‘“ geschafft, in dem Bartz sein Leben als Musiker, Konzertveranstalter und Kurator in Form eines ausufernden Interviews erstmals nacherzählt. Sein Vis-à-vis als Fragensteller ist als pfiffiger Rhetoriker nicht minder bekannt: Klaus Nüchtern, langjähriger Kulturjournalist der Wiener Wochenzeitung „Falter“, teilt Bartz’ Erinnerungsstrom in überschaubare Rückschau-Rinnsale, Anekdoten und wunderbar-wunderliche Geschichten.

Ein guter Ort, um Bartz zu treffen, ist das Wien Museum am Karlsplatz. Einerseits, weil hier etliche seiner Schenkungen lagern: Falcos Tourneebuch, Halstücher des vor knapp 30 Jahren verunglückten Sängers. Andererseits ist Bartz selbst mit der Geschichte dieser Stadt untrennbar verbunden. Mit einigem Recht trägt „‚Interessant, du, faktisch …‘“ den Untertitel „Edek Bartz und Wiens Aufbruch in die Pop-Moderne“. Neben dem Protagonisten B. wird darin die Stadt zum eigentlichen Gravitationszentrum: Ohne Bartz ist die Popgeschichte Wiens schwer denkbar. Bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert überreichte der Pianist Friedrich Gulda Bartz eine seiner Langspielplatten mit persönlicher Widmung: „Für Edek, dem einzigen Menschen, der in Wien was für Musik tut.“

Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.