Bob Dylan wird „elektrisch” und heftig ausgebuht.
Porträt

Bob Dylan: Genie, Beatnik , Narzisst und Held eines neuen Films

Rebell, Schöpfer von über 600 Songs, der am häufigsten gecoverter Künstler der Popkultur , Exzentriker, Narzisst und ein Rätsel: Der Spielfilm „Like a Complete Unknown“ mit Timothée Chalamet als Titelheld beleuchtet Bob Dylans frühe Jahre, die das Lebensgefühl einer Generation prägen sollten.

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Natürlich hat Dylan den Dylan-Darsteller Timothée Chalamet nie getroffen und zeigt zur Stunde auch keinerlei Absichten, dies irgendwie nachzuholen. Dylan trifft niemanden einfach so. Irgendwann vor dem US-Start des Films  ließ Dylan seine Fangemeinde auf X wissen, dass „Timmy“ in „diesem Film, der jetzt über mich rauskommt“, schon glaubwürdig sein werde als „mein jüngeres Ich“ oder „vielleicht ein völlig anderes Ich“. Später verkündete Dylan, dass er sich „jetzt auch eine Perücke kaufen und Timmy Chalamet spielen werde“.

Dylans Faible für sardonischen Humor lebte er bereits früh in seinen Pressekonferenzen aus, die man auf YouTube nachsehen kann. Dort wird ein arrogant grinsender Beatnik mit schlechten Zähnen in seinen Zwanzigern gefragt, wie denn sein wirklicher Name sei. „Kunezevitch“, antwortet Dylan dem Reporter, „den habe ich aber geändert, damit nicht in allen Teilen des Landes angebliche Verwandte kommen und Freikarten für Konzerte haben wollen.“ Es amüsierte den gebürtigen Robert Allen Zimmerman, den Nachfahren ukrainischer Juden aus Odessa, sichtlich, dass die anwesenden Journalisten seine Fantasmen gehorsam in die Notizblöcke kritzelten. Er konnte aber auch schon damals richtig aggressiv werden. Auf die dümmliche Frage „Meinen Sie auch wirklich, was Sie singen?“, reagiert er mit einem Schrei: „Sie haben wirklich Nerven, mich so etwas zu fragen! Würden Sie es wagen, den Beatles so eine Frage zu stellen?“

Angelika Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort