Kunst: "Emin/Schiele"-Ausstellung im Leopold Museum wird eröffnet

Als "Dialog zweier schubladisierter Künstler" sieht die britische Künstlerin Tracey Emin ihre Ausstellung im Wiener Leopold Museum, in der sie eigene Arbeiten jenen von Egon Schiele gegenüberstellt. Nach mehr als zweijähriger Vorbereitungszeit eröffnet "Tracey Emin/Egon Schiele. Where I Want to Go" heute Abend und läuft bis Mitte September.

Drucken

Schriftgröße

Zu Egon Schiele spürte Tracey Emin seit Teenagertagen eine tiefe Verbundenheit. Die Plattencover "Lodger" und "Heroes" von David Bowie, inspiriert von Schieles Expressionismus, regten Emin damals dazu an, sich mit Schieles Werk zu beschäftigen. Jahre später lernte Emin bei einem mehrwöchigen Erholungsurlaub in einem Kärntner Hotel die Wiener Galeristin Miryam Charim kennen, der sie von ihrer Schiele- Leidenschaft und ihrem Wunsch, einmal im Leopold Museum in Wien auszustellen, erzählte. Charim, mit Rudolf Leopolds Sohn Diethard und seiner Frau Waltraud Leopold befreundet, fungierte als "postillon d'amour". "Wir haben Tracey danach mehrmals in London besucht", erzählt Diethard Leopold. "Sie hat sich für die Ausstellung und ihren poetischen Dialog mit den Arbeiten von Egon Schiele extrem viel Zeit genommen, wir mussten die Ausstellung sogar um ein Jahr verschieben, weil sie so viel Energie und Leidenschaft in das Projekt steckte. Was uns natürlich immens ehrte." In der Galerie Charim werden ab Donnerstag im Rahmen der Ausstellung "Urban Diaries" auch Lithografien von Emin gezeigt und zum Verkauf angeboten. Über 80 teils noch nie gezeigte Arbeiten setzte Emin im Leopold Museum in Zusammenhang mit (nach langem Nachdenken) ausgesuchten Bildern und Zeichnungen Schieles, die besonders viel Raum und "Luft" bekommen sollen. "Die intensive Auseinandersetzung mit Leidenschaft, Begehren, der eigenen Sexualität und der eigenen Autobiografie verbindet Emin und Schiele", so der Kurator der Ausstellung Karol Winiarczyk. "Ich kenne keinen anderen Künstler, der den Blick mit solcher Intensität auf sich selbst gerichtet hat", so Emin, die in der Ausstellung auch unter dem Titel "Those who suffer love" einen Animationsfilm zeigt, der aus 300 Monotypien einer masturbierenden Frau besteht. In der Installation "It's not the Way I Want To Die" reinkarniert sie einen lange zurückliegenden Traum, in dem sie auf der Spitze einer Hochschaubahn, Hunderte Meter über dem Boden, festsitzt, und sich nur retten kann, indem sie sich über einen gigantischen Penis abseilt. Nein, Tracey Emin braucht keine Psychoanalyse, sie hat die Kunst.

Mehr zu diesem Thema: