Strandhase und Kreiml & Samurai: Frühling? Welcher Frühling!
Die Frühlingsgefühle kommen zwischen Kriegsnachrichten sowie neuen und alten Pandemien wieder zu kurz, doch das ist per se nicht das Problem österreichischer Popschaffender. Die Wiener Indie-Rockband Strandhase, bestehend aus vier männlichen Twentysomethings, versucht auf ihrer Songsammlung „Stadtkind“ die Leichtigkeit ins angesäuerte Leben zurückzuholen.
„Komisch, wie das Komische sich schon ganz normal anfühlt“, wird im zentralen Song „Komische Tage“ sinniert. Das funktioniert durchaus gut, solange man aktuelle Popmusik nur als Playlist-Stimmung auf Spotify (Titel-Vorschlag: „Austrian Softboy Summer“) oder als Hintergrundrauschen für die Aperol-Balkonparty versteht. Strandhase passen mit ihren zwischen Indie-Balladen und Wanda-Rockmusik changierenden Stücken zur stark grassierenden Frühlingslethargie; man sehnt sich nach Sturm und Drang und gerät dabei nur ins gemächliche Schunkeln. Nachzuhören auch auf dem aktuellen Album der heimischen Hipster-Lieblinge Bilderbuch.
Nach Antworten suchen wir bei Kreiml & Samurai. Das Wiener Duo nimmt sich in gewohnter Dialekt-Manier kein Blatt vor den Mund – selbst wenn die Zeiten des Aufbruchs auch hier vorerst vorbei scheinen. Die beiden Rapper besprechen auf der neuen Platte „Und täglich grüßt das Untier“ neue Väterrollen und damit einhergehende veränderte Vorzeichen im Leben. „Wenn nicht mit Rap, dann mit Kinderbeihilfe!“, heißt es im Song „Papalapap“, und das ist dann doch wieder erfrischend witzig. Wir lernen: Für subversive Experimente ist aktuell kaum Platz im heimischen Popgeschäft. Aus der Lethargie holt uns das nicht.
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