Liebe und andere Katastrophen
Ordinär und zart zugleich, auch androgyn klingt es, wenn Burgtheater-Star Birgit Minichmayr mit rauchiger Stimme von den Augen ihrer Angebeteten singt, die leider nicht so hell strahlen wie die Sonne: ein doppelbödiges Liebeslied, das auf einen Text von William Shakespeare zurückgeht. Seine Sonette sind pointierte Minidramen, die vertrackte Gefühlswelten in poetische Kurzformen gießen. Gemeinsam mit dem Pianisten Bernd Lhotzky und dem Ensemble Quadro Nuevo hat Minichmayr die CD "As An Unperfect Actor" herausgebracht. Unterschiedliche musikalische Stile - von beschwingtem Bebop über Jazz bis Tango - werden da unter einen Hut gebracht.
Im Eröffnungssong "My Mistress' Eyes" zeigt Minichmayr, wohin es gehen könnte, da klingen Brecht und Eisler durch, Strenge und Leichtigkeit halten sich die Waage. Das titelgebende Lied "As An Unperfect Actor" steckt voller Melancholie; schön, wie konzentriert sich Minichmayr zurücknehmen kann, wie zart der Song hingehaucht ist. Oft aber wird musikalisch zu wenig gewagt, die Saxofon-Solopassagen plätschern wie Aufzugsmusik dahin, die Arrangements sind geglättet. Ein paar Kanten mehr würden der Aufnahme guttun, Minichmayr hätte das Potenzial dazu. Man freut sich trotzdem über dieses Album, auch weil man die markante Stimme der Schauspielerin schon viel zu lange nicht mehr gehört hat.
Sie probt gerade für die Salzburger Festspiele "Maria Stuart". Die Inszenierung in der Regie von Martin Kušej wird im Herbst an die Burg übersiedeln. Spätestens dann wird es ein reales Wiedersehen geben.