Linzer Brucknerhaus: Brücken zu Bruckner
Vor dem Festival ist nach dem Festival. Salzburg, Bregenz, Mörbisch sind vorüber, in den Städten kommt die Saison erst langsam auf Touren. Doch schon wieder hebt in Linz das Brucknerfest inklusive Klangwolke an: ein Musiktreffen, eingegrenzt vom Geburtstag des Patrons am 4. September, beendet an dessen Todestag, dem 11. Oktober, in der Stiftskirche St. Florian über der Brucknergruft.
Man möge Bruckner wieder Bruckner geben, "mit Sinn, Respekt und rotem Faden". Das ist die simple, aber schlagkräftige Idee von Dietmar Kerschbaum, dem neuen Leiter des Brucknerhauses, das in die Jahre und ins Gerede gekommen war: Man stritt sich mit den Verantwortlichen des 2013 in einen Neubau gezogenen Landestheaters, mit dem man sich das Bruckner-Orchester teilt. Die Platzausnutzung dümpelte bei 60 Prozent. Auch mit dem seit 2017 amtierenden Chefdirigenten Markus Poschner lieferte sich der im selben Jahr berufene Kerschbaum einen öffentlichen Schlagabtausch. "Alles Intrigen", wimmeln beide inzwischen ab, der Betriebsfrieden scheint wiederhergestellt worden zu sein.
"Bruckner und die Tradition"
1974 wurde das Brucknerhaus von dem Finnen Heikki Sirén erbaut, Herbert von Karajan weihte es ein. Seither ist nicht nur die eigens für den Stardirigenten hochgestimmte Orgel unbrauchbar geworden, auch sonst nagt hier der Zahn der Zeit. Das will Kerschbaum ändern. Der 48-jährige Burgenländer, der sich gegen 42 Mitbewerber durchgesetzt hat, ist eigentlich lyrischer Tenor. Er war an großen Häusern regelmäßiger Gast, sang Wagner und Mozart in Salzburg, Paris, Hamburg und Berlin sowie Operetten an der Wiener Volksoper. Zudem hatte er sich seit 2002 im Burgenland mit seinem Jennersdorfer Festivalsommer samt sozialen Aktivitäten etabliert. Gesang und Regie hat er für sich nun zurückgestellt, unter dem Motto "Bruckner und die Tradition" will er in einem fünfjährigen Masterplan das Fest an seine Ursprünge zurückführen - inklusive "BrucknerBeats" für die Jugend. Mit Daniel Kehlmann als Redner setzt er inhaltliche Akzente. Das Restaurant ist umgebaut, soll wieder kommunikative Begegnungsstätte werden, die Orgel wurde restauriert.
Kerschbaum hat nicht nur ambitionierte Pläne, sondern auch ordentlich Drittmittel dafür eingeworben. Mit dem Stardirigenten Franz Welser-Möst sei er "im Gespräch". Beginnt's also in Linz, wie der Volksmund will, tatsächlich bald? Immerhin hat die Arbeiterstadt den alten Spruch für ihr Kulturmarketing bereits auf "Linz verändert" umgerüstet.
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