Handy ins Wasser!
In ihrer Heimat Neuseeland beginnt zwar gerade der Winter, aber Lorde liefert mit ihrer neuen Single „Solar Power“ trotzdem einen Sommerhit. Und er klingt ganz anders als der bisweilen schwere, melancholische Elektropop, den man von der 24-jährigen Künstlerin kennt. „Solar Power“ zu hören fühlt sich an, als fahre man mit offenem Fenster Auto; Text und Musik schmiegen sich luftig aneinander.
Das Stück ist eine Ode an den unbeschwerten Sommertag am Strand, die allenfalls ein bisschen eskapistisch wird, wenn Lorde singt: „And I throw my cellular device in the water / Can you reach me? No, you can't.“ Dieser warme Optimismus-Pop passt wunderbar in die sich breitmachende post-pandemische Sommerlaune, auch wenn die plötzliche Aufbruchsstimmung noch manchmal überfordert. „Solar Power“ kann eine sanfte Starthilfe in den zweiten Corona-Sommer sein.
Auch als Neo-Optimistin fügt sich Lorde nicht ins gängige Popstar-Format, ist nach wie vor sie selbst: unaufgeregt, unterchoreografiert und selten auf Social Media. Ungewöhnlich selbstreflektiert (und manchmal auch ein bisschen bieder) thematisierte sie auf „Pure Heroin“ (2013) und „Melodrama“ (2017) Langeweile, Pubertät, Partys und jugendlichen Geltungsdrang.
Als aus der Zeit gefallener Teenager wirkte Lorde wie ein charmantes Gegengewicht zum schnelllebigeren Pop. Vielleicht ist sie jetzt ja angekommen: In „Liability“ (2017) sang sie noch, gar nicht sommerlaunig: „Every perfect summer's / Eating me alive until you're gone.“ Nun wird in „Solar Power“ der perfekte Sommer regelrecht zelebriert. Auch elegische Pop-Feingeister müssen wohl zur Abwechslung mal barfuß am Strand abhängen.
Auf Spotify finden Sie die „Aufgedreht“-Playlist von Lena Leibetseder und Philip Dulle. Jeden Freitag neu.