Kunst

Maschinen, Tiere, Geister: Südkoreas Kunstszene boomt

Die südkoreanische Kreativszene kann deutlich mehr als bloß Gangnam Style und K-Pop. Ein Lokalaugenschein bei den großen Kunstmessen des Landes.

Drucken

Schriftgröße

Kunst und Lifestyle gehen in Südkorea bestens zusammen. Ein Ableger der internationalen Kunstmesse „Frieze“ fand heuer bereits zum dritten Mal in Seoul statt. Als Veranstaltungsort wählte man die Kongresshallen in dem gigantischen unterirdischen Einkaufszentrum Starfield COEX im Trendbezirk Gangnam: 204 Geschäfte, 91 Gastronomiebetriebe: groß, größer, Korea. Das ist auch sehr praktisch: Wenn das erschöpfte Kunstpublikum eine Pause braucht, empfiehlt sich ein Besuch in der Foodmall zwei Stockwerke tiefer im Shoppingparadies.

Der betagte deutsche Kunst-Dandy Markus Lüpertz spazierte weitgehend unerkannt durch die Kunstkojen der „Frieze“, hippe junge Koreanerinnen und Koreaner füllten die Gänge. Als Genre dominierte dort die Malerei. Auch der österreichische Stargalerist Thaddaeus Ropac bespielte eine der Kojen: Als Blickfang platzierte er sehr zentral ein abstraktes Gemälde der Wiener Malerin Martha Jungwirth. An ein vertiefendes Gespräch mit Ropac, stets umringt von Neugierigen, Bekannten, Kuratorinnen und Kuratoren, war während der Kunstmesse nicht zu denken.

In Südkorea gehört Thaddaeus Ropac zu den Pionieren. 2021 eröffnete er eine Dependance seiner Galerie in Seoul. In seinem Programm finden sich länger schon international gefeierte koreanische Positionen wie die politische Installations- und Performancekünstlerin Lee Bul, geboren 1959, der abstrakte Maler und Bildhauer Lee Kang-So, aber auch jüngere Künstlerinnen wie Heemin Chung, die digitale Bilder in raumgreifende Gemälde übersetzt. Was macht dieses Land auf dem Kunstmarkt für ihn so spannend? „Südkorea ist mein bevorzugter Platz in der Region. Ich habe in den letzten Jahren seit der Eröffnung meiner Galerie so viele Veränderungen und ein enormes Wachstum miterlebt“, antwortet Ropac per Mail: „Die Tradition des Kunstsammelns ist in Korea seit vielen Generationen fest verankert, und die Sammlerinnen und Sammler sind nicht nur in Seoul konzentriert, sondern verteilen sich über das ganze Land. Zudem wird die asiatische Szene durch sehr beeindruckende Stiftungen auf dem gesamten Kontinent gestützt.“

Karin   Cerny

Karin Cerny