Der Autor Michael Köhlmeier

Michael Köhlmeiers „Matou“: Ein Katzenweltepos mit tausend Wendungen

In seinem neuen Roman „Matou“ lässt der Vorarlberger Schriftsteller einen Kater über Gott und die Welt räsonieren. Ein Gespräch mit Autor und Katze. [E-Paper]

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Um es mit Matou, dem Kater aus Michael Köhlmeiers gleichnamigem Roman, zu sagen: „Matou“ ist ein „exorbitantissimusistisches“ Katzenweltepos mit tausend Wendungen und Kapriolen, ein wunderlicher, fast 1000 Seiten starker Buchbrocken, in dem der Autor einen mindestens siebzehnmalklugen Kater als Ich-Erzähler auf das Lesepublikum loslässt. Matou ist Quacksalber, Manipulator, Großmaul in Personalunion, ein Virtuose der kolossalen Übertreibung, der im Roman rückblickend durch seine sieben Leben galoppiert – von der allerersten Geburt inmitten der Französischen Revolution bis hinein in unsere Gegenwart. „Matou“ berichtet von über 230 Jahren Kultur- und Weltgeschichte: Der Kater lernt gleich zu Beginn die wichtigsten Köpfe der Französischen Revolution kennen – und sieht später deren Häupter rollen; in seinem zweiten Leben, so versichert Matou, habe er den Schriftsteller E.T.A. Hoffmann zur Satire „Lebensansichten des Kater Murr“ inspiriert. Es folgen Jahre auf der griechischen Insel Hydra und eine Episode als mordlüsterne Großkatze in Afrika; sein sechstes Leben teilt Matou mit dem New Yorker Künstler Andy Warhol; seinen Lebensabend verbringt er schließlich in Döbling, am Rand des Wienerwalds. Matous alles überragende Frage lautet: Was ist der Mensch? Was im Schnelldurchlauf merkwürdig klingen mag, ergibt am Ende eine große Ode ans Erzählen, ein Buch zahlloser Ab- und Ausschweifungen, in dem Köhlmeier viel wagt und noch viel mehr gewinnt.

Für profil trafen sich Autor und Kater zum „Interview“. Köhlmeier meldete sich am Telefon aus Hohenems, Matous Zitate stammen aus dem Roman. 

profil: Herr Köhlmeier, Sie haben über vier Jahre lang an „Matou“ geschrieben. Wie froh sind Sie denn, den Kater endlich los zu sein?
Köhlmeier: Den Roman beendete ich bereits im Juli 2020. Zu Beginn war ich erleichtert. Aber schon bald vermisste ich Matou. Die ersten Lesungen aus dem Buch bewirken nun eine mildernde Distanz.  

profil: „Distanz“, das hört Matou wahrscheinlich nicht gern.

Köhlmeier: Ziemlich sicher würde er schmollen und sagen: „Was, jetzt redet niemand mehr über mich?“ In den viereineinhalb Jahren sprach ich mit meiner Frau Monika so gut wie jeden Tag über ihn. Er würde uns die Krallen zeigen. 

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Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.