"Midnights" von Taylor Swift: Mitternachts-Spitzen
In der Popmusik geht es auch um Rekorde. Taylor Swift, 32-jähriger US-Superstar, hat mit der Veröffentlichung ihres jüngsten Albums nicht nur Spotify (respektive deren überlastete Server) kurzfristig in die Knie gezwungen, sondern auch den Rekord für das am häufigsten gestreamte Album innerhalb eines Tages in der Geschichte des Musik-Riesen gebrochen (mit knapp 185 Millionen Streams). So weit, so vorhersehbar.
Bleibt die Frage: Woher kommt die anhaltende Begeisterung für die ehemalige Nashville-Country-Sängerin, die seit Jahren das Lebensgefühl einer ganzen Generation zu bestimmen scheint? Hört man „Midnights“, ihr bereits zehntes Album, liegt die Antwort im Verborgenen. Denn um Mitternacht, so beschreibt es Swift in den 13 neuen Songs (diese Zahl ist kein Zufall, sie ist die in den Kompositionen immer wieder auftauchende Swift‘sche Glückszahl), geht es um die großen und kleinen Fragen des Lebens: um Selbstzweifel und Selbsthass, um verpasste Möglichkeiten, Lebensträume und Rachefantasien, aber, weil wir in komplizierten Zeiten leben, eben auch um jene durchtanzte Nacht, in der man nicht an den Morgen denkt und auch keine Kinder in die Schule bringen muss.
Im Spannungsfeld aus überlebensgroßer Projektionsfläche und alltäglichen Millennials-Problemen tariert Taylor Swift seit Jahren ihre qualitativ doch überschaubaren Lyrics aus („I have this thing where I get older, but just never wiser“, heißt es im zentralen Song „Anti-Hero“). Es gilt die alte Pop-Regel: Was beim ersten Stream beliebig klingt, ist für das Massenpublikum umso anziehender.
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