Kulturtipp

Morgen gibt's Asche: zur Open-Air-Vorpremiere eines wilden Films

Kunstszenensatire als Freiluftsommernachtstraum: Stefan Grissemann legt all jenen, die subkulturelles Austro-Risikokino nicht scheuen, einen abendlichen Besuch im Wiener Augarten nahe.

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Es wäre ein wenig hochgegriffen, „Asche“ einen Low-Budget-Film zu nennen. Denn tatsächlich liegt man mit dem Begriff No-Budget wohl deutlich näher am Wesen dieser Produktion. Aber manchen Formaten kommt der Zwang zum Einfallsreichtum eben auch entgegen: Ideen statt Geld, Kaltschnäuzigkeit statt Merkantilismus, Feuer statt Asche. Ein guter Anlass bietet sich nun also, Österreichs junges Gegenwartskino, diesfalls gebaut aus Feminismus, Queerness, Sarkasmus und Hedonismus, aus nächster Nähe kennenzulernen: Es ist alles andere als hochgegriffen, „Asche“ einen Film Maudit zu nennen – konfrontatives Kino von den (und für die) Verdammten.


Elena Wolff schrieb, inszenierte und koproduzierte „Asche“, tritt darin auch an zentraler Stelle auf und zeichnet sogar noch für die Kostüme verantwortlich. Es ist Wolffs zweiter Spielfilm nach der Talentprobe „Para:dies“ (2022), und wieder ist es ein hartnäckig sich Kinokonventionen und dem sogenannten „guten“ Geschmack widersetzendes Werk geworden, das von einem spielfreudigen Ensemble und trash-luxuriöser Fotografie (an der Kamera: Nora Einwaller) profitiert. Thomas Schubert, der erst unlängst in Christian Petzolds „Roter Himmel“ brillierte, spielt neben Wolff eine der Hauptrollen: einen von sich selbst grundlos besoffenen, sich zum Enfant terrible stilisierenden Künstler, Chauvinisten und Menschenausbeuter, dem man in diesem fiktiven, in Linz angesiedelten Kreativmilieu dennoch Respekt entgegenbringt.

Morgen, Donnerstag, ist „Asche“ – ein paar Monate nach der Premiere bei der Grazer Diagonale – open air und als Kinostart-Preview im Rahmen der Filmarchiv-Reihe „Kino wie noch nie“ ab 21 Uhr im sommerlich nachglimmenden Wiener Augarten zu erleben. Anderntags, am 2. August, kann man das Werk dann noch einmal im Inneren des Metro-Kinos bewundern. Und auch wenn die finale Überzeichnung des Kunstbetriebs allzu gewollt ins Horrorfilmische kippt und in diesem Cocktail aus Drogen, Sex und toxischen Romanzen weniger ironisch wirkt als vermutlich geplant: Der Eindruck einer erstaunlichen Freiheit, die im formal so strengen österreichischen Kino selten ist, bleibt davon unberührt.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.