Müllhaldenwelt: "Die Ratten" am Burgtheater
Das Finish von Karin Bergmanns Ära am Burgtheater gleicht einer sentimentalen Reise in die Vergangenheit. Wie aussterbende Titanen bäumen sich die alten Meister der Regie noch einmal auf, zeigen ihre hohe Kunst der psychologischen Menschendarstellung, die wie Diamanten glitzert, fremd und faszinierend zugleich.
Seit 1999 inszeniert Andrea Breth an der Burg; Martin Kušej, der das Haus diesen Herbst übernehmen wird, ließ bereits im Vorfeld verlauten, dass er an keiner weiteren Zusammenarbeit mit Breth interessiert sei. Die Regisseurin trat wohl auch deshalb nach dem Schlussapplaus ihrer Abschiedsinszenierung von Gerhart Hauptmanns Tragikomödie "Die Ratten" an die Burgrampe - und bedankte sich bei ihrem Publikum für dessen Treue.
Sie hatte noch einmal ihr Staraufgebot dabei: Sven-Eric Bechtolf brillierte als ehemaliger Theaterdirektor mit subtiler Ironie, Johanna Wokalek glänzte als verzweifelte Möchtegern-Mutter. Breth, die stets mit gnadenlosem Blick auf die Welt als Menschenzoo blickt, erforschte erneut die dunklen Seiten unserer Existenz.
Überall Ausweglosigkeit: Die sozialen Unterschiede, die Hauptmann aufzeigen wollte, verschwimmen hier, alle sind Gefangene in Breths Müllhaldenwelt. Ein höchst artifizieller Abend, es gab schon überzeugendere Arbeiten von ihr an der Burg. Schön war es trotzdem, dem eigenwilligen Planeten Breth noch einmal beim Strahlen zusehen zu dürfen.