John Prine und die Lage des Landes
Kris Kristofferson entdeckte ihn 1970 in einer Bar in Chicago, Bob Dylan bezeichnete ihn als Proust der Countrymusik, noch im Februar erhielt er den Grammy für sein Lebenswerk. Am 7. April ist der große Songschreiber John Prine im Alter von 73 Jahren an den Folgen einer Corona-Infektion in Nashville, Tennessee gestorben. Der ehemalige Briefträger aus Illinois schrieb melancholische Songs zur Lage seines Landes – über das Arbeitermilieu, die verheerenden Folgen des Tagebergbaus in Kentucky („Paradise“), Porträts über kaputte und drogensüchtige Kriegsheimkehrer („Sam Stone“) und gegen Nationalismus sowie den Vietnam-Krieg („Your Flag Decal Won’t Get You Into Heaven Anymore“).
Wie wichtig sein Brotjob – die täglichen Postwege – für sein Songwriting war, erzählte er einmal in einem Interview. Jeder Arbeitstag, so Prine, sei wie der Besuch in einer Bibliothek ohne Bücher. „Ich hatte die Zeit, still zu sein, nachzudenken, und das führte zu vielen Liedern.“ Wegbegleiter und Bewunderer von Joan Baez bis Bruce Springsteen, von Elvis Costello bis Roger Waters, huldigen dem Singer-Songwriter jetzt mit persönlichen Erinnerungen und Coverversionen im Netz – und spenden ein wenig Trost in unsicheren Zeiten.
Alles wird gut.
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