Nach "Dark" kommt "1899": Treffer: versenkt
Popkulturelle Erfolgsgeschichten kommen kaum noch ohne Skandal aus. Im Fall des aktuellen Streaming-Hits „1899“ (Netflix) lautet der Vorwurf: Plagiat. Die deutschen Showrunner Jantje Friese und Baran bo Odar sollen von dem obskuren brasilianischen Science-Fiction-Comic „Black Silence“ abgeschrieben haben. Friese und Odar widersprechen heftig, die „Black Silence“-Autorin beharrt, die Lage bleibt unklar. Ein Rätsel von vielen.
„1899“ ist, nach dem Welthit „Dark“, bereits das zweite Mysterienspiel des gefeierten Produzenten-Duos. Die Geschichte: Wir schreiben das titelgebende Jahr 1899, der Luxus-Liner Kerberos setzt von London nach New York über und findet das vor Monaten verschwundene Schwesterschiff Prometheus, auf dem sich Beängstigendes zugetragen haben muss. Griechische Mythologie meets Popkultur – und lebende Passagiere treffen auf tote.
Die achtteilige Serie (zwei weitere Staffeln sollen folgen) funktioniert als Alltags-Eskapismus nicht, wenn man nebenbei TikTok checkt. Man muss mitdenken, bestenfalls auch mitschreiben. Inzwischen will man sich von Bewegtbildern wohl nicht mehr nur ablenken lassen, sondern Teil eines Puzzles werden. Während die einzelnen Folgen mit Pop-Klassikern enden (von Jimi Hendrix bis David Bowie), zeichnet für den zerbrechlichen Originalscore der Neuseeländer Ben Frost verantwortlich und gibt mit seinen minimalistisch-modernistischen Ambient-Sounds die Stimmung vor. Und die ist betont mysteriös: dunkle Farbgebung, bedeutungsvolle Blicke, oft wird gar dick aufgetragen. Denn merke: „Das Gehirn ist tiefer als das Meer.“ Und wir sind mittendrin.
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