Nadine Kegeles Romandebüt "Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause"
Nichts sei kälter als eine kaputte Liebe, schreibt Nadine Kegele. "Aber da sie ein Stein war, hat ihr das nichts ausgemacht. Die Autorin, im Vorjahr mit dem Publikumspreis beim Bachmann-Wettlesen ausgezeichnet, ist eine Verteidigerin des kühlen Blicks. Den Figuren ihres Debütromans "Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause gönnt sie keine Privilegien; sie setzt Ruth, Nora, Vera und die wegen roter Haarpracht "Füchsin gerufene Freundin lautem Spott aus. Mit "Fruchtbarkeitsyoga, Blutegeltherapien und habituellen Freundinnentreffen als schlechte Kopie amerikanischer TV-Endlosserien wird hier versucht, die Tristesse des Alltags zu meistern. Man imaginiert Partnersuch-Annoncen: "Frau, 31, mag Musik, sucht liebevollen Mann. Keine Angst, für die Kuckuckskinder sorgt Vater Staat. Ich freue mich auf deinen Brief!
Nadine Kegeles Debüt laboriert ein wenig an seiner Überlänge und an der Unbedingtheit, mit der die Autorin sich am großen poetischen Wurf versuchen wollte. Dennoch ist das Buch die Entdeckung einer neuen Prosastimme, die mit ungekünstelter Sprache, stupender Detailgenauigkeit und formaler Raffinesse das Dasein der in unterschiedlichen Graden mit ihrem Leben unglücklichen Protagonistinnen auffächert, von kleinen Sorgen und großen Wehwehchen erzählt. Noras Besuche im Krankenhaus bei der sterbenskranken Mutter arten in dunkle Allegorien aus: "Sie wollte sich nicht interessieren für die Mutter, die Mutter soll in ihrem Koma schmoren, hatte sie gedacht, so lange sie will.
Nadine Kegele, Jahrgang 1980 und ehemalige Vorarlberger Landesjugendmeisterin im Tastaturschnellschreiben, ist eine Autorin auf der Literaturüberholspur. Derzeit arbeitet sie fieberhaft an ihrem zweiten Roman, der gemeinsam mit "Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause und zwei Folgebüchern Teil einer Tetralogie sein soll.
Nadine Kegele: Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause. Czernin, 313 S., EUR 23,-