Aufgedreht

Nepo-Baby: Das hat sie von der Mama!

Vetternwirtschaft in Zeiten der Selbstreflexion: Warum “Nepo-Babys” heuer zu Hassfiguren wurden.

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Wer hat gesagt, dass das Leben fair ist? Im Zentrum der aktuellen Gerechtigkeits-Debatte: Das Nepotism-Baby, kurz: Nepo-Baby. In der Kritik steht eine junge Generation von Schauspielerinnen und Schauspielern, die – so der Vorwurf –, nur so berühmt wurden, weil eben Mama oder Papa mit beiden Beinen gut im Business verankert sind. Das “New York Magazine” hat aus dem popkulturellen Jahresthema kürzlich eine vielzitierte Covergeschichte gemacht. Titel: “The Year of the Nepo Baby”. Unterzeile: “She Has Her Mother’s Eyes. And Agent.” 

Die Generation Z zeigt sich pikiert über die Tatsache, dass es in einer Welt, die nach Gleichberechtigung und Chancengleichheit strebt, immer noch Menschen gibt, die dank ihrer Eltern (oder ihres Stammbaums) besonders protegiert werden. Im Fokus steht dabei eine neue Generation von Schauspielerinnen und Schauspieler: Margaret Qualley (“Maid”), die Tochter von Andie McDowell, oder Zoë Kravitz (“The Batman”) werden auf ihre Eltern reduziert; aber auch Maude Apatow, die Tochter des Regisseurs Judd Apatow und der Schauspielerin Leslie Mann, die mit der Teenie-Serie “Euphoria” bekannt wurde. Diese Verbindungen überraschten einige junge Nutzer auf TikTok, die daraufhin Nachforschungen (#nepobabies) über andere, relativ unauffällige Nepo-Babys anstellten (überrascht zeigte man sich beispielsweise über die berühmten Eltern von Ben Stiller oder Jack Quaid).

 

„She Has Her Mother’s Eyes. And Agent.“

Jetzt könnte man altklug sagen, was denn bitte der big deal sei, wenn die Kinder von Schauspielerinnen schon in jungen Jahren gute Hollywood-Rollen (Angelina Jolie ist Tochter von Jon Voight) bekommen oder der Sohn des Regisseurs sich auch mal im Metier versuchen darf. Immerhin war Hollywood stets ein Family-Business. Auf der anderen Seite heißt ein Gen-Z-Stehsatz: Check your privileges. Denn: Selbstreflexion ist heute die halbe Miete.

Was lernen wir daraus? Der britische “Guardian” stellt zur Debatte folgende Frage in den Raum: Macht die Generation Z also nur die Entdeckung, die jede Generation macht, und erkennt, dass die Leistungsgesellschaft eine Lüge und die Waage manipuliert ist? Antwort: “Basically, yes.”

Übrigens: Auch im Freunderlwirtschaft-Land Österreich lassen sich so einige Nepo-Babies ausmachen. Die Influencerin Tatjana Kreuzmayr ist Tochter des Kult-Schlagersängers Waterloo; der Vater von Model und Schauspielerin Larissa Marolt ist der FPÖ-Politiker und Hotelier Heinz Marolt.

Jetzt auf Spotify: Die Songs der Woche von Lena Leibetseder und Philip Dulle in der Aufgedreht-Playlist. Jeden Freitag neu.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Von 2009 bis 2024 Redakteur bei profil.

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

war bis Oktober 2024 stv. Online-Ressortleitung und Teil des faktiv-Teams.