Neuausschreibung der Belvedere-Leitung: Danke, Kuratorium!
Der Begriff des Kuratoriums leitet sich bekanntlich vom lateinischen curator her – zu deutsch: Bevollmächtigter, Vormund. Freier übersetzt: einer, der sich sorgt. Jenes, das für das Belvedere zuständig war, scheint sich allerdings nicht besonders um das Haus gesorgt zu haben. Sondern eher um das Wohlergehen von dessen Direktorin, Agnes Husslein. Ihr bewilligte man nämlich, ihren Dienstort sommers von Wien nach Kärnten zu verlegen; ebenso war man über die eine oder andere Vermischung zwischen öffentlichen Ressourcen und privaten Notwendigkeiten informiert.
Nix für ungut, aber die Zeiten der Museumsfürsten sind nun mal vorbei.
Ein Kuratorium, das seinen Namen verdient hätte, hätte vielleicht einmal gesagt: Liebe Frau Husslein, Sie können sich nicht Ihren Drucker vom Techniker des Belvedere einrichten lassen, Sie können auch nicht zwei Monate an Ihrem Zweitwohnsitz in Kärnten verbringen und dafür Reisespesen verrechnen. Nix für ungut, aber die Zeiten der Museumsfürsten sind nun mal vorbei. Und hätten die Mitglieder des Aufsichtsrats ab und zu mal in die Zeitung geblickt oder ihre Ohren offen gehalten, dann hätten sie auch bemerkt, dass im Belvedere ziemlich wüst mit den Mitarbeitern umgesprungen wird (schon 2007 berichtete profil darüber, dass in wenigen Monaten 19 Leute das Haus verlassen hatten).
Wobei: Ein Blick auf die Website des Museums hätte auch gereicht. Neun Pressesprecher hat Husslein im 21er-Haus seit 2011 verschlissen. Frau Husslein, hätte der Aufsichtsrat schon vor Jahren sagen sollen, wenn das so weitergeht, dann können wir den politisch Verantwortlichen Ihre Verlängerung nicht empfehlen. Denn diese irre Personalfluktuation kostet viel Geld. Auch wenn Sie noch so viel fürs Haus weiterbringen, Ihre Arbeit großartig und erfolgreich erledigen: Bestimmte Dinge gehen halt einfach nicht.
Agnes Husslein braucht ihren Groll weder gegen die Medien noch gegen vermeintlich intrigante Personen im Haus zu richten.
Doch ganz offensichtlich sagte der Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender Hans Wehsely nun zurücktrat, nichts davon. Der Direktorin, der man so großzügig ihre Extratouren genehmigte, tat man damit nichts Gutes. Hätten sich die Vorwürfe gegenüber Husslein als unhaltbar erwiesen, wäre der Weg für ihre dritte Amtszeit wohl frei gewesen. Doch nun lässt Kulturminister Thomas Drozda den Job neu ausschreiben. Agnes Husslein braucht ihren Groll weder gegen die Medien noch gegen vermeintlich intrigante Personen im Haus zu richten. Sondern gegen einen Vorstand, der sie nicht rechtzeitig in die Schranken wies.