Neue Alben: Anohni, Parquet Courts
Anohni: Hopelessness (Secretly Canadian)
Antony Hegartys erstes Album als Anohni ist ein wahrer Glücksfall. Die Transgender-Musikerin aus New York vereint auf ihrem neuen Album Pop, Politik und Protest zu einem tanzbaren Manifest. Auf „Hopelessness“ ist Anohni Chefanklägerin und Pop-Neuerfinderin in einer Person, wandelt ihre Musik vom Kammerpop mit Barock-Versatzstücken zur Elektropop-Oper zwischen großem Pathos und feiner Klinge. Ihrer großen Kunst, dem Vertonen jeder Emotion zwischen Schmerz, Enttäuschung und Verlorenheit, ist Anohni treu geblieben. Auf „Hopelessness“ prangert die 45-jährige Zauberkünstlerin nicht nur den Drohnen- (grandios: „Drone Bomb Me“) und den Syrien-Krieg an, rechnet mit Obama ab, singt gegen staatliche Überwachung („Watch Me“) und gegen die Todesstrafe („Execution“), sondern berührt auf eine unbeschreiblich direkte Art, die man weder beschreiben noch erklären kann. Anohni muss man zuhören. Wer hören will, der wird auch fühlen. (9.2/10) Ph. D.
Parquet Courts: Human Performance (Rough Trade)
Wer wissen will, wie sich das Leben, die Liebe und die Gentrifizierung im Jahre 2016 anhört, muss die New Yorker Pop-Poeten Parquet Courts konsultieren. Für ihre krachenden Stadtreportagen verwebt Sänger Andrew Savage und seine Band Parquet Courts alles, was gute Rockmusik in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Postpunk und Punkrock, New Wave und aktueller Indiepop-Zeitgeist; Anleihen von Pavement, Yo la Tengo und Velvet Underground inklusive. Ein Rätsel, warum die rumpelnden Urban-Lifestyle-Statements noch immer ihr Publikum suchen müssen. (8.5/10) Ph. D.
Playlist:
Tides from Nebula: Safehaven (Long Branch Records) Olga Neuwirth: Ich seh Ich seh Soundtrack (Kairos) Brian Eno: The Ship (Warp/Rough Trade) Astronautalis: Cut The Body Loose (Cargo Records) Heron: Oblivion (Sub Pop) The Ladies Of Too Slow To Disco (HDYA)