Gruppe Messer

Neue Alben: Messer - "No Future Days"

profil unerhört bespricht die wichtigsten Alben der Woche.

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Wohin nur mit der Ratlosigkeit, dem Zweifel, der großen Müdigkeit? Die Münsteraner Band Messer liefert nach vier langen Jahren endlich wieder ein Ventil für das allgemeine Unbehagen. Die „No Future Days“, die hier besungen werden, klingen so gar nicht nach einer Band im Zwiespalt. Während die Kölner Krautrock-Pioniere Can Anfang der 1970er-Jahre noch die „Future Days“ postulierten, macht man sich bei Messer darüber keine Gedanken mehr. Wer sich im Hier und Jetzt wohlfühlt, muss sich um die Zukunft keine Sorgen machen. Nach dem schwierigen Album „Jalousie“ (2016) spielt Messer auf Album Nummer vier süchtig machenden New Wave und Krautrock – und entfernt sich immer weiter weg vom wütenden Postpunk-Revival ihres Meisterstücks „Die Unsichtbaren“ (2013).

Der Band um Sänger und Texter Hendrik Otremba, dessen unterkühlter Singsang das Zentrum des Albums bildet, steht die neue musikalische Reduktion und Eindeutigkeit gut zu Gesicht. Mit viel Spielfreude groovt sich das Quartett durch die neun Songs und Otremba, Pogo McCartney (Bass), Philipp Wulf (Schlagzeug) und der neue Gitarrist Milek machen Musik, zu der man nicht nur besonnen den Kopf wippen lassen kann, sondern auch gern ein Tänzchen riskieren sollte. Besonders die treibenden Songs wie „Die Frau in den Dünen“ und „Anorak“ zeigen, wie man mit künstlerischer Ernsthaftigkeit berauschende Songminiaturen kreieren kann, während man mit Querverweisen und Referenzen (von Wire bis eben Can) durch die Musikgeschichte schippert. Dass man es sich als Band erlaubt, die großartige B-Seite „Die Furcht“ erst gar nicht auf das Album zu packen, ist natürlich ein starkes Stück. Belohnt wird man bei Messer, wenn man nicht nur über die Oberfläche kratzt.

Messer: "No Future Days" (Trocadero/Indigo)

Messer gastiert am 25. März im Wiener Rhiz.

Diese Woche in der unerhört-Playlist:

Billie Eilish: No Time To Die (Song) Mavi Phoenix: Fck It Up (Song) Messer: Die Furcht (Song) Waxahatchee: Fire (Song) Destroyer: Have Me Met Greg Dulli: It Falls Apart (Song) Grimes: My Name is Dark Pearl Jam: Dance Of The Clairvoyants (Song) Jeff Rosenstock / Laura Stevenson: Still Young EP Young Thug: So Much Fun

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Von 2009 bis 2024 Redakteur bei profil.