Neue Alben: Mogwai, Vague, Ogris Debris, Fuzzman, Sluff
Mogwai: Atomic (Rock Action)
Fußballspieler (Zidane), Zombie-Serien (Les Revenants) und nun Atome: Mogwai haben in ihrer 20-jährigen Bandgeschichte immer wieder Soundtracks gestaltet. Die letzte dieser Arbeiten war für die BBC-Dokumentation "Storyville - Atomic: Living in Dread and Promise" über die kreative und zerstörerischer Energie von Atomen. Die Postrock-Band aus Glasgow hat den Soundtrack nun überarbeitet und als 9. Studioalbum veröffentlicht. Entstanden ist ein für Mogwai eher ungewöhnlich Elektro- und Synthesizer-lastiges Album. Für das Thema hat das Quartett seinen charakteristischen Bandsound ausgedehnt, das Stück U-235 dient dabei als Anker, um welchen sich die restlichen Sounds ausdehnen und zusammenziehen. Am Ende stehen zehn solide Mogwaisongs, jedoch ohne Potential zum Klassiker. (7.0/10) S.W.
Vague: In The Meantime (Siluh Records)
Die große Stärke von „In The Meantime“, dem Albumdebüt der Wiener Band Vague, ist zugleich auch die einzige Schwäche. Die fünf Musiker bewegen sich auf ihren zehn Songs auf den Nebenschauplätzen der Popmusik, spielen Postpunk und verhauchten Shoegaze, grüßen zu The Jesus and Mary Chain, Echo and the Bunnymen und spielen sich in einen Rausch der entspannten Uneindeutigkeit. Ein Sound, mit dem sich die Anfangs-Zwanziger auf dem direkten Weg in den Underground spielen. Für Liebhaber düsterer Gitarrenarbeit entstehen aber genau hier die schönsten Melodien, die sich nicht in den Vordergrund drängen, sondern ganz genau wissen, dass es keine große Geste braucht, um einen starken Song zu spielen. „In The Meantime“ ist nebelverhangen, scheu und frei von jeglichen Trends. Ein Album für Träumer. (8.5/10) Ph. D.
Fuzzman: Fuzzman (Lotter Label)
Naked-Lunch-Bassist Herwig Zamernik alias Fuzzman könnte man mit seiner Begleitband The Singin Rebels auch als Kärntner Antwort auf die Berliner Band Element of Crime sehen. Auf seinem selbstbetitelten Album beschwört Fuzzman nicht nur die ewigen Themen wie Liebe, Rebellion, Bier und Ernst, er setzt sich musikalisch auch gekonnt zwischen die Stühle, kombiniert subversiven Schlager mit Rock’n’Roll, Pop-Chanson und Soul. Am Ende darf immer geschunkelt, gelacht und geweint werden. Ein wunderbares Album. (8.1/10) Ph. D.
Ogris Debris: Constant Spring (Affine Records)
Als digitales Statussymbol hat die Katze in den vergangenen Jahren nicht nur das Internet dominiert, sondern auch popkulturell für Furore gesorgt. Im Fall des Wiener Elektro-Duos Ogris Debris entwickelte sich die 2010 erschienene Single „Miezekatze“ zum international gefeierten Dance-Ohrwurm. Auf ihrem nun erschienenen ersten Studioalbum „Constant Spring“ taucht der Song als Karriere-Ankerpunkt in modifizierter Form wieder auf. Für die 12 Stücke haben sich die beiden österreichischen Musiker Gregor Ladenhauf und Daniel Kohlmeigner gute fünf Jahre Zeit gelassen. „Constant Spring“ ist mehr Experimentierlabor als Konzeptalbum und vereint tanzbare Popmusik, House-Raketen, Lounge-Samples und Synthie-Spielereien mit unverkennbarem Gesang. (7.0/10) Ph. D., S. W.
Sluff: Constructions (Numavi)
Es kann eigentlich gar nicht genug Lo-fi-Bands geben - vor allem im Frühling. Da soll man ja entspannt die Sonne, das Gras, das Bier und die Gelassenheit genießen. All das vereint das Debüt des Wiener Trios ganz ausgezeichnet - und man merkt den fünf Liedern durchaus an, dass Lo-fi-Wirbelwind und Produzent Wolfgang Möstl seine Finger im Spiel hatte. Das Tempo und der kopfnickende Gesang werden hier aber zu den richtigen Zeitpunkten ordentlich angezogen. Schön, denn mit ein wenig Fahrtwind macht die Gelassenheit gleich nochmal ein bisschen mehr Spaß! (7.5/10) S.W.
Playlist der Woche:
Laura Gibson: Empire Builder (City Slang) Tim Hecker: Love Streams (4AD) Frankie Cosmos: Next Thing (Bayonet Records) Isolation Berlin: Herz aus Stein (Song) Murena Murena: Shame Over (Totally Wired)
profil-Wertung: Von "0" (absolute Niederlage) bis "10" (Klassiker)