Neue Alben: Neil Young, Refused und Kristy and the Kraks
Kristy and the Kraks: Smile (Totally Wired Records)
Zwei Stimmen, eine Stromgitarre, ein Stehschlagzeug: Wenn sich eine Band nicht nur dem Rock’n’Roll, sondern auch der Garage verpflichtet, ist nicht nur Vorsicht, sondern auch Tanzbein gefragt. Das Wiener Garagenrockduo Kristy and the Kraks feiert auf dem Albumdebüt „Smile“ die große Kleinkunst der ungeschliffenen Gitarrenarbeit. Kate Kristal und Ana Threat, wie die beiden Damen heißen, sind im Hauptstadt-Gitarrenuntergrund durchaus bekannt; spielen bei Dot Dash, Mäuse und sind Kleinstlabelbetreiber. Folgerichtig schwirrt „Smile“ zwischen Sixties-Girl-Rock, Luv’d Ones und Dum Dum Girls. Die grandiose Swing-Nummer „Be Nice“ wird sich Tarantino bestimmt einmal für einen schneidigen „Death Proof“-Nachfolger fladern. Wetten? (7.1/10) Ph. D.
Refused: Freedom (Epitaph)
Vorneweg: Warum wir uns über das neue Refused-Album freuen sollten? Das steht hier. Zum musikalischen Teil: Refused verweigern sich auch nach 17 Jahren Genregrenzen und verbinden Punk Rock, Hardcore-Geschrei, Metal und Electronic wie es ihnen beliebt. Das geht - kurz und knapp - immer noch gut. (7/10) S.W.
Neil Young + Promise of the Real: The Monsanto Years (Reprise/Warner)
Nicht einmal ein Jahr ist vergangen, seit Neil Young sein Album „Storytone“ veröffentlicht hat. Mit „The Monsanto Years“ (in Zusammenarbeit mit Willie Nelsons Söhnen Lucas und Micah) legt der kanadische Rockmusiker aber bereits nach. Startet Young sein aktuelles Rockpamphlet noch mit zwei eingängigen, fast frohen und hoffnungsvollen Songs („New Day For Love“ und das musikalisch an „Harvest Moon“ erinnernde „Wolf Moon“), so kippt die Stimmung – musikalisch wie inhaltlich – bereits bei der dritten Nummer „People want to hear“: Verärgert singt der fast 70-jährige Young gegen eine taube Menschheit sowie seine Feindbilder, große Unternehmen wie Monsanto oder Starbucks, an. Diese Wut zieht sich durch die restliche Platte, die musikalisch nicht zu Youngs größten Würfen zählt. Dennoch erscheint es nur gut und richtig, dass es mit Neil Young noch einen letzten Hippie gibt, der nicht gegenwärtigen Trends nachläuft, sondern sich voller Leidenschaft für eine Sache einsetzt. „The Monsanto Years“ ist eben weit mehr als nur ein weiteres Rockalbum im ausufernden Œuvre der Rocklegende. (7.5/10)