Neue Alben: Ryan Adams, Sampha
Ryan Adams: Prisoner (Universal)
Niemand leidet so schön wie Ryan Adams. Der Sänger und Songschreiber (im Bild mit Katze) hat sein neues Album, das 16. seit dem famosen 2000er-Debüt „Heartbreaker“, rund um eine Trennung geschrieben. Nach der Taylor-Swift-Coverplatte „1989“ besinnt sich Adams auf seine Kernkompetenz, verarbeitet die Scheidung von der Schauspielerin Mandy Moore in 42 Minuten und braucht genau zwölf Songs, um zwischen Katastrophe und Seelenleid doch wieder das Feuer brennen zu sehen. Dass der liebeskranke Gefangene, der hier besungen wird, astreinen Adult-Rock zwischen Achtziger-Stadiontour und Großstadt-Country spielt, stört keineswegs. „Prisoner“ ist das späte Meisterstück eines Sound-Nostalgikers, dem es nichts ausmacht, sich vor breiter Öffentlichkeit im Herzschmerzkitsch zu wühlen. In der Musik von Ryan Adams gibt es keine Zufälle, er weiß genau, wo ein guter Song beginnt – und wo er wieder aufzuhören hat. Dazwischen gibt es mindestens eine gute Pointe und einen Refrain, der Mitten ins Herz trifft.
Sampha: Process (Young Turks)
Sampha Sisay macht wunderbare, eigenwillig schöne elektronische Soulmusik. Dass der britische Musiker, Kind afrikanischer Eltern aus Sierra Leone, erst jetzt sein Solodebüt veröffentlicht hat, ist ein wahrer Segen. Als versierter Tastendrücker, Songschreiber und Sänger hat er davor für all die neuen Popsuperstars gearbeitet. Kanye West, Drake und Solange Knowles, um nur ein paar zu nennen. Denn Sampha, wie er sich kurz nennt, hat ein außerordentlich gutes Gespür für feine R&B-Nuancen. Jeder Beat, jedes elektronische Zischen und Rauschen ist zugleich wichtiges Stimmungselement. Seine Stimme, oft brüchig und verletzlich, ist sein Hauptinstrument. Nach den ersten Klänge des zentralen Songs „(No One Knows Me) Like the Piano“ weiß man: hier entsteht Großes.