Neue Alben: Squalloscope – „Exoskeletons for Children“
Wie kann große Kunst entstehen? Vielleicht ja so: geboren aus einer persönlichen Lebensaufarbeitung, aus reiner Begeisterung für das Kunstwerk, oder einem unergründlichen Drang, es einfach machen zu müssen. Im Falle der österreichischen Künstlerin Anna Kohlweis, die ihre Alben seit einigen Jahren unter dem Pseudonym Squalloscope veröffentlicht, scheinen all diese Faktoren zusammenzutreffen. Auf ihrem Album „Exoskeletons for Children“ zeichnet die Künstlerin eine Coming-of-Age-Geschichte in 13 Songs nach: Kleinstadtjugend, ein Leben zwischen adoleszenter Einsamkeit und latenten Fluchtphantasien. Als Inspirationsquelle scheint der 33-Jährigen die eigene Kindheit und Jugend in der Kärntner Provinz gedient zu haben. Kohlweis, die in den Nullerjahren drei Singer-Songwriter-Alben unter dem Namen Paper Bird veröffentlicht hat, liegt es dennoch fern, auf ihrem neuen Album nostalgisch in den eigenen Tagebüchern zu kramen, lieber solidarisiert sie sich mit den heutigen Jugendlichen in der Peripherie.
Nicht nur textlich ist „Exoskeletons for Children“ wunderschön und ergreifend, in seiner Offenheit stellenweise kaum zu ertragen. Die Ein-Frau-Band kreiert Songs die berühren, aufwühlen, den Hörer gleichermaßen traurig und fröhlich zurücklassen. Kohlweis ist mit ihrem zweiten Album als Squalloscope ein musikalisches Meisterstück gelungen. Elektronische Versatzstücke, feinsinnige Synthie-Beats, field recordings, Spoken-Word-Eskapismus und zauberhafte Samples. Im Zentrum stehen bei Squalloscope aber immer die Texte – und die Stimme, die sie transportieren. Zum Heulen.
Squalloscope: Exoskeletons for Children (Seayou Records)