Neue Alben: The National - "Sleep Well Beast"

profil unerhört bespricht die wichtigsten Alben der Woche.

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Will man den Erfolg des neuen, siebten Albums der US-Rockband The National auf den Punkt bringen, muss man nur genau hinhören: „Sleep Well Beast“ ist, das lässt schon der Albumtitel vermuten, Beruhigungsmusik für die gestressten Nerven, Balsam für die geschundene Seele. Für die immer größer werdende Fanschar der fünf Freunde, die stoisch auf jeden Ton von Sänger Matt Berninger, den Zwillingen Aaron und Bryce Dessner und dem Brüderpaar Scott und Bryan Devendorf wartet, dient das melancholische Indiegeschrammel als Herzschrittmacher, der das Ungleichgewicht wieder ins kosmische Gleichgewicht bringt.

Versucht man die zwölf neuen Songs möglichst neutral zu hören, wird klar, dass sich die Band nach ihrem 2010er-Meisterwerk „High Violet“ deutlich einem breiteren (Stadion-)Pop-Sound geöffnet hat; auf „Sleep Well Beast“ treibt die Band aus Ohio den eingeschlagenen Weg auf die Spitze, die düsteren Indie-Versatzstücke rücken immer weiter in den Hintergrund. Die Spielstätten wurden in den letzten sieben Jahren stets größer, die Songs nicht mehr ganz so dringend, aber immer noch wunderschön.

Aber keine Sorge, von Coldplay oder U2 lässt die Band sich noch nicht beeindrucken; lässt man die schmissige Trump-Abrechnung „Turtleneck“ einmal außen vor.

Das ist gar nicht so schlimm, wie man jetzt vermuten könnte: Die Stimme von Sänger Berninger, der die Texte für das neue Album mit seiner Frau Carin Besser schrieb, hat noch immer eine der faszinierendsten und empathischsten Stimmen aktueller Rockmusik, die als Alleinstellungsmerkmal funktioniert.

Wir brauchen mehr davon.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Von 2009 bis 2024 Redakteur bei profil.