Neue Alben: Thom Yorke – „Anima“
Es sind müde Gestalten, die sich hier am Weg zur Arbeit machen. Immer wieder fallen ihnen die Augen zu, die Köpfe sinken ihnen auf die Brust, bis sich aus dem monotonen Wippen schön langsam eine Choreografie formt. Thom Yorke, Sänger der britischen Band Radiohead, spielt einen dieser erschöpften Arbeiter, die sich, scheinbar gefangen in einer dystopischen Welt, durch den Alltag quälen. Blicke treffen und verlieren sich, es sind kurze Szenen menschlicher Regung in einer entmenschlichten Welt. Zugrunde liegt dieser Geschichte das neue, dritte Solo-Album des britischen Musikers.
Aus drei Songminiaturen hat Regiestar Paul Thomas Anderson („There Will Be Blood“) nun einen Netflix-Kurzfilm geschaffen, der sich geradezu perfekt in die düsteren Drones und Elektroloops des Rediohead-Genies einfügt. In den melancholischen Songminiaturen flirrt und wabert es bedrohlich, während sich aus den elektronischen Geräuschfetzen immer wieder sanfte Melodiebögen freikämpfen. Es geht auf „Anima“ um Angstzustände und Seelenpein, Ausweglosigkeit und die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, aber auch um die großen Fragen unserer Zeit: Klimawandel, Nationalismus und Identität. Am Ende des Films (und in dem Song „Traffic“) findet Thom Yorke doch noch die Frau, die er am Anfang aus den Augen verloren hat. Die Welt ist also noch zu retten.
Thom Yorke: Anima (XL/Beggars)
Diese Woche in der unerhört-Playlist:
Chris Staples: Holy Moly Bob Dylan: Rolling Thunder Revue: The 1975 Live Recordings Pup: Kids (Song) Sunn O))): Life Metal Mavi Phoenix: Romantic Mode (Song) Big Thief: U.F.O.F. Andrea Fissore: Astral (Song) Helado Negro: This Is How You Smile MOTSA: Revolution (Song) Nicole Jaey: Breeze (Song) Jenny Lewis: Red Bull & Hennessy (Song) Die Heiterkeit: Was passiert ist Iv/An: Sloboda Kretanja / Umorna Lica
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