Der Nino aus Wien
Stromstöße

Neue Alben von Ernst Molden und Der Nino aus Wien

Neue Alben von Ernst Molden und Der Nino aus Wien

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Lebensader, Sehnsuchtsort, Fluchtweg. Am Wasser kommt alles zusammen, und alles fließt wieder auseinander. Auch den Österreicher zieht es an die heimischen Gewässer. So passt es, dass die Stadt-, Land-, Fluss-Dichter Ernst Molden und Der Nino aus Wien mit ihren neuen Alben das Wasser entdecken und sich davon treiben lassen. Die beiden Singer/Songwriter spielen übrigens immer wieder gemeinsame Konzerte. Auf „schdrom“ und „Adria“ verhandeln sie die Gemütlichkeit des Auf-das-Wasser-Schauens zwischen Rotweintrinken, Spaziergang in den Donauauen und Grillenzirpen am Abend.

Lebensader Donau

„Alle wollen immer nach Westen. Die Donau will nach Osten. Das mag ich so an ihr“, schreibt Molden zu „schdrom“. Unterwegs ist Molden auf der Reise entlang seiner Lebensader unter anderem mit seinen Mitmusikern Willi Resetarits, Sibylle Kefer, Hannes Wirth und Walther Soyka. Musikalisch zelebriert wird hier das ruhige bis selbstgenügsame Leben im Einklang mit der Natur und sich selbst. Gitarre, Querflöte, Zither, Akkordeon und Saxofon sind Moldens Werkzeuge, um der Hektik des Großstadtalltags und politischen Umbruchs zu entfliehen.

Großstadtpoet Ernst Molden

Zwischen Donaukanal und Donau

Der Strom findet sich auch in „Adria“, der neuen EP von Der Nino aus Wien, wieder. Die sechs Songs, die hier zu hören sind, wurden zwar an verschiedenen Orten entlang der Adria geschrieben, aufgenommen wurden sie aber in der Wiener Leopoldstadt, zwischen Donaukanal und Donau. Die Kunst von Nino Mandl, wie der Musiker mit bürgerlichem Namen heißt, ist, seine Lieder nicht mit Schnickschnack zu überladen, sondern auf das Wesentliche, das Beschreiben eines bestimmten Gefühls oder einer Stimmung zu fokussieren.

Trotz musikalischer Raffinesse wirken die neuen Veröffentlichungen im Frühjahr 2016 völlig aus der Zeit gefallen. Das Wasser im Allgemeinen und das Meer im Besonderen haben spätestens seit den vielen toten Flüchtlingen ihre Unschuld und ihre Gemächlichkeit verloren. „schdrom“ und „Adria“ laufen Gefahr, beim Rückzug aus dem Alltag den Anschluss an bewegte Zeiten zu verpassen. Hier wird eine Ruhe herbeigesehnt, bei der man spürt, dass es sich nur um eine konstruierte Verschnaufpause vor dem Sturm handeln kann.