Yung Hurn
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Neue Alben: Yung Hurn - "1220"

Der Wiener Rapper Yung Hurn veröffentlicht sein Album „1220“

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Yung Hurn: 1220 (Live From Earth)

„Yung Hurn, wieso machst du das? / Wieso sagst du das? / Wieso bist du so gemein?“, fragt sich der Wiener Rap-Schlurf auf seinem Album „1220“ gleich selbst. Ja, was soll das eigentlich? Ist dieser Cloud-Rap-Trap zwischen Post-Ironie, Schlafentzug und Lalala nur musikalisch untermalte Momentaufnahmen seiner Gehirnströme, oder doch ein genauer Blick in die Teenagerzimmer zwischen Hirschstetten und Trofaiach.

Insgesamt 14 Tracks hat Yung Hurn auf seinem ersten richtigen Album „1220“ zusammengesammelt, manche älter, einige taufrisch. Benannt ist die Songsammlung nach der Postleitzahl des Wiener Bezirks Donaustadt, der Heimat des Musikers. Das macht man gerade wieder so. Man ist stolz auf die Randbezirke dieser Welt.

Aber nicht nur 1220 fliegt auf Yung Hurn. Der Hip-Hop mit dem Wiener Schmäh und den unglaublich eingängigen bis einschläfernden Hooks, der vor allem im Netz entsteht, gedeiht und Verbreitung findet, wird auch beim großen deutschsprachigen Nachbarn gern gehört. Die vordergründig nichtssagenden Graffiti-Verse („Baby, sag mir, was du heute machst / Hast du Zeit, ja?“) sind einerseits ein notwendige Gegenentwurf zum aktuell gern postulierten Leistungsstakkato, andererseits erzählen sie aber wie das heute so abläuft, mit der Liebe, dem Sex und dem Konsum als Lebenselixier.

Hört man genauer hin, dann sprudelt da ganz viel Leben aus den nihilistischen Beats – denn wer um vier Uhr morgens, schlapp, ausgelaugt und dauermüde noch immer vor dem Handy sitzt, alle Instagram-Storys durchgespielt hat, die Playstation vor Aufregung glüht und niemand mehr auf WhatsApp antwortet, hat doch viel mehr vom Leben zu erzählen, als man gemeinhin glauben würde.

Dass sich „1220“ zwischen latenter Verweigerungshaltung, heruntergepitchten Beats, Gameboy-Samples und Auto-Tune-Stimmkorrektur ein wenig selbst überholt hat, dürfte Yung Hurn durchaus bewusst sein. Ein Album, mit teils bereits veröffentlichtem Material, braucht in der Hip-Hop-Welt heute niemand mehr. Auch die sexistischen Anspielungen, auf „1220“ zwar mit Ironie vorgetragen, werden nicht lässiger, wenn man sie in jeder zweiten Line wiederholt.

Yung Hurn gelingt es dennoch, weiter am schmalen Grat zwischen Genie und Balla Balla zu balancieren. Er entzückt, verwirrt und ist nicht zum Aushalten. „Aber mir geht’s gut, gut, gut, gut, gut, gut, gut“, singt Yung Hurn auf der Single „GGGut“. Ist doch gut so.

Diese Woche in der unerhört-Playlist:

Childish Gambino: This is America (Song) Jon Hopkins: Singularity Iceage: Pain Killer Mavi Phoenix: Yellow (Song) Father John Misty: Disappointing Diamonds Are the Rarest of Them All (Song) Sleep: Marijuanaut's Theme (Song) Deafheaven: Honeycomb (Song) Mogwai: Donuts Oneohtrix Point Never: Black Snow (Song) Haley Heynderickx: I Need to Start a Garden Lucy Dacus: Historian

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Von 2009 bis 2024 Redakteur bei profil.