Tex Rubinowitz
Höfliche Stalker

Neuer Roman von Tex Rubinowitz: Höfliche Stalker

Dreifacher Boden: Tex Rubinowitz spielt in seinem Roman "Lass mich nicht allein mit ihr“ mit Realitätsebenen.

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In der Literatur geht es natürlich auch darum, glaubwürdig zu bleiben. Aber was heißt das genau? Wer ist "Ich“? Bei dem deutschen Musiker, Zeichner und Autor Tex Rubinowitz ist die Sache eindeutig: Der im Grunde sehr beunruhigende Gedanke, dass alles auch ganz anders sein könnte, als es gerade zu sein scheint, gehört wesenshaft zu Rubinowitz, der unter dem Namen Dirk Wesenberg 1961 in Hannover geboren wurde und seit 1984 in Wien lebt. Er misstraut nützlichem Wissen und macht lieber Listen von abstrusen Dingen, ist besessen von Außenseiterbands wie den Cocteau Twins oder den Sparks, von denen ein Song für seinen jüngsten Roman "Lass mich nicht allein mit ihr“ titelgebend ist.

Identitäten purzeln durcheinander

Ein gewisser Tex Rubinowitz geistert durch das Buch, in dem es von Doppelgängern, Zwillingen und seltsam höflichen Stalkern nur so wimmelt: Alle scharen sich um die deutsche Vorabendserien-Diva Anja Kruse. Rubinowitz’ Alter Ego soll einen Roman schreiben, sein Lektor verwirft alle Ideen: "Du hast nichts zu erzählen, nichts Essenzielles, nichts Existenzielles, dir fehlt der lange Atem.“ Als in Kruses Kleiderschrank ein Toter gefunden wird, der - wie ein Paket verschnürt - sich wohl selbst stranguliert hat, wird aus dem doppelten Boden, den das Buch bereits eingezogen hat, mindestens ein dreifacher. Die Identitäten purzeln durcheinander. Wer stalkt hier eigentlich wen und warum? Überraschenderweise funktioniert das blendend: Man folgt Rubinowitz gern auf dieser aberwitzigen literarischen Reise in die verwirrende Welt seiner Alter Egos, allesamt Großstadtneurotiker mit ziemlich vielen Ticks.

Karin   Cerny

Karin Cerny