Wie Billie Eilish zum größten weiblichen Popstar der Welt wurde
Von Stefan Niederwieser
Billie Eilish Pirate Baird-O’Connell wird im Dezember 2001 in Los Angeles geboren. Ihre Eltern sind Schauspieler, die nie wirklich Karriere machen. Sie überlassen ihren beiden Kindern die Schlafzimmer im Haus. Solange Musik gemacht wird, so lautet eine ihrer Regeln, muss man nicht schlafen gehen. Die Eltern unterrichten ihre Kinder selbst. Während der Finanzkrise verlieren sie beinahe ihr Haus in Los Angeles. Billie muss für ihre Reitstunden andere Pferde striegeln und satteln. „Pferdeleute mögen keine armen Leute“, erzählt sie dem Magazin „Rolling Stone“. Mit sieben schreibt sie ihren ersten Song. Als sie mit zwölf Jahren in einer Gruppe zu tanzen beginnt, wird sich Billie Eilish erstmals ihres Körpers bewusst – schmerzlich. Sie hungert, schluckt Pillen, um abzunehmen, und nach einer Verletzung an der Hüfte fängt sie an, sich selbst zu verletzen: „Ich habe mich gefühlt, als würde ich es verdienen, zu leiden.“
Ihr älterer Bruder Finneas hat nicht nur den dritten Vornamen für seine Schwester ausgesucht – Pirate –, er schreibt auch ihren ersten Song, der 2015 über Nacht zum Erfolg wird. „Ocean Eyes“ erzählt von Verlust, brennenden Städten und einem Himmel aus Napalm. Billie Eilish ist da erst 13 Jahre alt. Ihre Stimme hat noch nicht das typische Timbre, erinnert eher an die Königin der Westküsten-Traurigkeit, an Lana Del Rey. In tagelangen Sessions wird an jeder Phrasierung gefeilt, bis alle Aufnahmen perfekt sitzen. An dem Türrahmen des Zimmers, in dem die Geschwister bis heute fast alle ihre Songs aufnehmen, steht mit schwarzem Marker gekrakelt: „10.000 hours.“ Denn in so vielen Stunden, so hieß es in einem Bestseller über Erfolg, könne man es zu echter Meisterschaft bringen.
Ein Major-Label nimmt Billie Eilish unter Vertrag. Mitte November 2016 erscheint „Ocean Eyes“ als offizielle erste Single. Nur eine Woche zuvor gewinnt Donald Trump überraschend die Wahl zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Für Eilish und viele aus ihrer Generation sind es die dunkelsten Jahre. „Deine Eltern sollen dir ein Gefühl der Sicherheit geben, und deine Eltern sollen dir sagen, dass alles gut werden wird. Und als Trump gewonnen hat, sind wir einfach auseinandergefallen“, erzählt ihre Mutter in „Vanity Fair“. Mit Beginn der Ära Trump verschärft sich auch die Opioidkrise: In den USA sterben jährlich mehr als 40.000 Menschen an der Überdosierung von Schmerzmitteln, von denen sie größtenteils legal abhängig wurden. Auch Billie Eilish hat Freunde, die Pillen schlucken.
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