Kino

Parasit im Gesicht: Was kann der neue „Alien“-Film?

Ekel-Geisterbahn auf der Raumstation: Der Science-Fiction-Schocker „Alien: Romulus“ setzt die berühmte Kinoserie fort.

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Ätzender Speichel tropft von den gebleckten Zähnen des außerirdischen Parasiten. Dieses Bild, entstanden 1979 für den SciFi-Schocker „Alien“, brannte sich ein. 45 Jahre später liegt nun eine neue, vom ursprünglichen „Alien“-Regisseur Ridley Scott (gemeinsam mit Regie-Legende Walter Hill) freilich nur noch koproduzierte Weltall-Horrorsaga vor: „Alien: Romulus“ ist der siebente Film der Reihe; er hält sich folgsam an die alten Motive und all die Rost-Raumschiff-Interieurs, auch an H.R. Gigers immer noch effizientes Schleim-, Fleisch- und Metall-Monsterdesign, in dem Phallisches und Vaginales obszön zusammenwirken.

Die im Zeitalter des All-Kolonialismus chancenlose Jugend sucht Wege aus der Krise. Man fliegt illegal eine stillgelegte, leider monsterverseuchte Raumstation an. „Alien: Romulus“ schart ein junges, betont diverses B-Ensemble um die Amerikanerin Cailee Spaeny („Priscilla“, „Civil War“); der Brite David Jonsson gibt einen sanften Androiden, der Rest der Crew bleibt blass. Die Story soll, was die Chronologie der „Alien“-Erzählung betrifft, zwischen dem ersten und dem zweiten Film (James Cameron „Aliens“, 1986) liegen.

Regisseur Fede Alvarez hat sich auf die Neuverwertung generischer Kinostoffe verlegt: 2013 inszenierte er ein jugendgefährdendes Remake von Sam Raimis Horrorklassikers „The Evil Dead“ („Tanz der Teufel“, 1981), als Produzent ermöglichte er 2022 ein Sequel der Slasher-Pioniertat „Texas Chainsaw Massacre“ (1974). Für „Alien: Romulus“ hat Alvarez die alte Geisterbahn wieder in Gang gesetzt: Die üblichen Schock- und Klaustrophobie-Effekte werden von aufbrausender Musik begleitet, die toxischen Tentakel der Aliens penetrieren die Opfer, um aus aufplatzenden Bäuchen und Brustkörben neue Bestien gebären zu lassen. Nur eines ist ungewöhnlich hier: Die außerirdischen Xenomorphs und Facehugger sind, im Geist des Originals, nicht bloß digitale Schimären, sondern animierte Objekte, die dem leicht konfusen Drehbuch physisch Paroli bieten. Aber wer fragt schon nach Logik in einem Film der „Alien“-Serie?

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.