Politdrama „Für immer hier“: Wider die Barbarei
Eine Masterclass in Sachen Schauspiel ist in diesem Film mit enthalten: Die Brasilianerin Fernanda Torres überstrahlt „Für immer hier“, sie führt vor, wie (scheinbar) wenig bei Weitem genug sein kann, wie der emotionale Kern einer tragischen Kinoerzählung durch subtiles Spiel, durch streng kontrollierten Einsatz von Präsenz und Charisma zum Glühen gebracht werden kann. Wo andere ihr Heil in der Entäußerung suchen würden, bleibt Torres reflexiv, zurückhaltend – und macht damit umso transparenter, welche Um- und Auswege die Menschlichkeit in den Tagen der Barbarei noch finden kann. Dafür wurde sie, sehr zu recht, unlängst mit einem Golden Globe ausgezeichnet – und der Film selbst als bestes internationales Werk mit einem Oscar.
Dabei geht es um Existenzielles, um Grauenerregendes in diesem Werk – um den brutalen Zugriff einer Politik des Hasses auf jene, die sich ihr entgegenstellen. Zwölf Jahre nach seinem bislang letzten Spielfilm („On the Road“, 2012) stellte der bedeutende brasilianische Filmemacher Walter Salles („Central Station“, 1998; „Die Reisen des jungen Che“, 2004) im vergangenen September beim Filmfest in Venedig diese neue Arbeit vor: „Für immer hier“ (ab sofort bei uns im Kino) erweist sich als mitreißend erzähltes Familiendrama aus den Jahren der Militärdiktatur in Brasilien.
Um die Verhaftung und das spurlose Verschwinden des Oppositionspolitikers Rubens Paiva 1971 – und darum, wie seine Familie damit umgeht – dreht sich die Story, aber Salles bleibt nicht im Historischen hängen; sein Film spricht auch (und vielleicht vor allem) von der Gegenwart: von einer Ära, in der eine schmale Schicht machtbesessener Zerstörer alle Gesellschaftsverträge aufzukündigen und über Leichen zu gehen bereit ist.