PRESSYES: Was ich vom Leben gelernt habe
„Vintage“ ist das neue „modern“. Für den Sound des neuen Albums habe ich wirklich sehr viel ausprobiert – zum Beispiel zuerst auf Bandmaschine aufgenommen, dann alles auf Kassette überspielt und so weiter. Ich habe mir auch verschiedene Instrumente gekauft und ein Studio in meinem Wohnzimmer eingerichtet – ausschließlich mit Equipment, das vor 1978 auf den Markt kam. Die Geräte stammen vom Flohmarkt oder aus speziellen Geschäften. Es macht mir eine Menge Spaß, daheim im Studio so lange an den Sounds zu basteln bis eine eigene Klangästhetik entsteht. Das Wichtigste ist mir, dass es nicht wie die klassische Mainstream-Produktion klingt, sondern einen gewissen „Vintage“-Charme hat.
Mache so viel wie möglich selbst. So wirst du künstlerisch frei. Ich bin bei diesem Album sehr stolz darauf, alles selber eingespielt zu haben – Schlagzeug, Bass, Synthesizer, Gitarren. Ich habe jedes Instrument gleichwertig behandelt und mich mit den Gitarren genauso lange beschäftigt wie mit den Synthesizern. Das war eine langwierige Arbeit und hat rund drei Jahre lang gedauert. Umso zufriedenstellender ist es, wenn sich am Schluss dann alles geil anhört. Wenn man alles alleine macht, ist man natürlich stolzer auf das Resultat als, wenn man das jemand anderen machen lasst. Es fühlt sich einfach stimmiger an.
Lass dich inspirieren. Nach dem Ende meiner langjährigen Band Velojet war da durchaus so etwas wie ein Loch. Ich habe dann zwangsläufig viel Freizeit gehabt, viele Bücher gelesen und wieder mehr Musik gehört. All das hat mich sehr inspiriert. Ich habe dann einfach begonnen, draufloszuschreiben, ohne konkret zu wissen, was daraus wird. Das war zu diesem Zeitpunkt noch völlig unklar.
Lass die Farben in dein Leben. Im Moment mache ich sehr positive, sehr sommerliche Musik. Früher habe ich eher melancholische Musik gemacht, in den letzten Jahren habe ich die Negativität aber so ein bisschen aus meinem Output rausgestrichen. Ich konzentriere mich derzeit auf die schönen Seiten im Leben. Die visuelle Komponente ist dabei auch sehr wichtig. Man kann der Musik durch die dazugehörigen Videos noch mehr Farbe geben. Deswegen habe ich mir auch eine Videokamera gekauft und das meiste selbst gedreht – teilweise auch im Urlaub, auf Reisen. Eines der Videos ist zum Beispiel in Indien entstanden, ein anderes wurde auf Kreta gedreht.
Reisen schreiben Songs. Für mich ist das Reisen in andere Länder wirklich sehr wichtig. Wenn ich nur in meiner Wohnung in Ottakring herumsitzen würde, würde mir nicht wirklich viel einfallen. Das Reisen fließt bei mir immer direkt in die Musik ein. Ich war zuletzt eben viel in Indien unterwegs, auch in Vietnam – das sind sehr farbenfrohe Länder. Genau dort findet man das, was in Wien oft fehlt: Farben und Leute, die immer gut drauf sind. Mir persönlich fällt es leichter, dazu einen Soundtrack zu gestalten. Das ganze Album ist überhaupt ein Soundtrack zum Sommer und zum Reisen.
Hab' keine Angst davor, dir selbst ins Gesicht zu sehen. Früher habe ich mir die Alben eigentlich nicht mehr angehört, sobald sie einmal fertig waren. Mein Solo-Album höre ich mir jetzt aber tatsächlich sehr gerne an. Ich habe es auf verschiedene Tonträger pressen lassen: neben CD auch auf Vinyl und Kassette. Ich lege es auch gerne mal beim Autofahren auf. Das ist schon ein Riesenfortschritt für mich.
Verändere dich ständig. Eigentlich ist man immer auch schon wieder mit einem Fuß beim nächsten Album. Ich schaue eigentlich immer nach vorne und weniger zurück. Ich habe gerade auch wieder begonnen, Songs zu schreiben. Vorrangig geht es jetzt erst mal um die Vision, wie das Ganze aussehen könnte. Im Moment taugen mir Funk-Sachen aus den Siebzigern sehr. Ich höre derzeit auch ein bisschen Reggae. Ich hoffe, dass ich in zehn Jahren wiederum ganz andere Musik machen werde, als ich jetzt mache. Mein Ziel ist es, mich ständig zu verändern.
Das Debütalbum "On the Run" von PRESSYES erscheint am 11.05.2018 auf Inkmusic. Am 23.5. findet die Album-Präsentation im B72 statt.